14.10.2012

Felix Mottl

Felix MottlFelix Josef von Mottl


* 1856 - † 1911

Österreichischer Dirigent, Komponist, Hofkapellmeister und Generalmusikdirektor


Er orchestrierte die Wesendonck-Lieder von Richard Wagner (Texte: Mathilde Wesendonck).


Er wurde am 24.08.1856 in Unter Sankt Veit bei Wien geboren.
Sein Vater war Peter Mottl (* 1812 - † 1885), Rentenverwalter, Haushofmeister des Fürsten Palm, und seine Mutter war Anna, geb. Jurschitschek (* 1818 - † 1897). 
Als Knabe war er Sopranist der k. k. Hofkapelle im Löwenburgschen Konvikt in Wien.

Er, geprägt durch die Wiener Herkunft und seine Leitbilder Richard Wagner und Franz Liszt, begann mit 24 Jahren seine steile Karriere, die den gefeierten Gastdirigenten nach Wien, Paris, Brüssel und London führte. [1] 1870 - 1875 studierte er am Konservatorium unter anderem bei externer Wiki-Link Anton Bruckner (* 1824 - † 1896). Anschließend war er als Korrepetitor an der Hofoper und Dirigent des von ihm 1872 mitgegründeten Wiener Wagner-Vereins tätig. [2]

1876 wurde er auf Vermittlung von externer Wiki-Link Hans Richter (* 1843 - † 1916) als Assistent zu den Bayreuther Festspielen eingeladen, wo er die Uraufführung des Ring des Nibelungen mit vorbereitete. Er war Korrepetitor bei den ersten Festspielen und schob sogar die Schwimm-Gestelle.

1878 war er für kurze Zeit Kapellmeister an der Wiener Komischen Oper. Gefördert durch Franz Liszt, konnte er seinen Opernerstling Agnes Bernauer 1880 in Weimar selbst zur Uraufführung bringen. 

1886 - 1906 dirigierte er regelmäßig in Bayreuth. Der einstige Assistent Richard Wagners wurde von dessen Witwe Cosima als Dirigent des ersten Bayreuther Tristan berufen und leitete danach alle Erstaufführungen der Festspiele.
In elf Festspielperioden in dieser Zeit leitete er insgesamt 69 Aufführungen, außerdem war er der Lehrer des Wagnersohns Siegfried.
Durch seine Vermittlung traten auch Orchestermusiker und Sänger des Karlsruher Hoftheaters auf, wo er von 1880 bis 1903 Hofkapellmeister der Großherzoglich Badischen Hofkapelle Karlsruhe war. Hier baute er ein umfangreiches Wagner-Repertoire auf, so dass unter anderem ab 1888 zweimal jährlich innerhalb einer Woche der gesamte Nibelungen-Ring aufgeführt werden konnte.
Im Einklang mit Cosima Wagner setzte er sich dafür ein, bei den Bayreuther Festspielen jüdische Sänger und Musiker nach Möglichkeit von der aktiven Mitwirkung auszuschließen.
Bis 1892 war er auch Dirigent des Philharmonischen Vereins und 1893 wurde er Generalmusikdirektor.

Von 1898 bis 1900 leitete er die englischen Aufführungen der Wagnerschen Opern im Londoner Royal Opera House Covent Garden.
Im Jahr 1903 bereitete er an der Metropolitan Opera in New York die US-amerikanische Erstaufführung des Parsifal vor, trat von der Leitung aber im letzten Augenblick zurück. In der Spielzeit 1903/04 leitete er als Gastdirigent an der Metropolitan Opera 62 Aufführungen und Konzerte.

1904 ging er an die Hofoper nach München als 1. Kapellmeister und ab 1907 bis zu seinem Tod als Hofoperndirektor (Generalmusikdirektor). Ebenso wirkte er als Leiter der Musikalischen Akademie und der Akademie der Tonkunst in München.
Die Oper erlebte nun auch hier eine glanzvolle Zeit. 1890 hatte er zum erstenmal Les Troyens von Berlioz vollständig aufgeführt, er leitete u. a. die Uraufführungen von Wolf-Ferraris Die vier Grobiane (1906) und Susannens Geheimnis (1909) sowie Pfitzners Christ-Elflein (1906).
Von den div. Wagneropern fertigte er die Klavierauszüge an, die bei C. F. Peters verlegt wurden. 

Klavierauszug Lohengrin
Mottl, Felix: Lohengrin. Klavierauszug. C. F. Peters, Leipzig

Er instrumentierte vier der fünf Wesendonck-Lieder und beendete seine bedeutende Karriere als Generalmusikdirektor und Hofoperndirektor in München.

Er komponierte auch selbst einige Opern sowie zahlreiche Lieder und Instrumentalwerke. 1907 nahm er einige Klavierrollen für Welte-Mignon auf, darunter seine eigenen Transkriptionen für Klavier aus Wagners Oper Tristan und Isolde.

Er war einer der bedeutendsten Dirigenten seiner Zeit. Sein Einsatz galt vor allem Wagner, Liszt und externer Wiki-Link Berlioz, während er Brahms entschieden ablehnte und zur Musik von externer Wiki-Link Strauss und externer Wiki-Link Reger nur ein distanziertes Verhältnis fand. Als temperamentvoller Orchesterleiter mit Sinn für Melodie und Rhythmus neigte er in seinen späten Jahren dazu, auf die Gunst des Augenblicks zu vertrauen und zu improvisieren. In seinen Kompositionen, die überwiegend vor 1880 entstanden, konnte er kein eigenes Profil entwickeln, doch sind von seinen zahlreichen Bearbeitungen mehrere Instrumentierungen von Klavierliedern bis heute im Repertoire geblieben. [2]

Auf Grund seiner Verdienste um die Musik wurde er in den persönlichen Adelsstand erhoben.
Er erlitt mitten in seiner 100. Aufführung von Tristan und Isolde am 21.06.1911 einen Zusammenbruch, wie auch externer Wiki-Link Joseph Keilberth 1968. Am 26.06.1911 verheiratete er sich mit der Sängerin externer Wiki-Link Zdenka Faßbender im Krankenhaus.
Aus seiner ersten Ehe entstammte der 1894 geborene und 1962 in Schrobenhausen-Sandizell verstorbene Sohn Wolfgang Mottl, der als Pionier der Kartoffelzucht in ganz Europa bekannt und berühmt wurde. Dessen Sohn Wolfgang Mottl jun. wanderte 1952 nach Kanada aus, während sein jüngster Sohn Dr. Felix Mottl als Oberstaatsanwalt beim Bayrischen Obersten Landesgericht ebenso bekannt war wie als langjähriger Präsident der Deutschen Verkehrswacht.

Er starb am 02.07.1911 in München.

Frithjof Haas’ Darstellung des Dirigenten Mottl, ergänzt durch den Komponisten und Bearbeiter, vor allem der Werke von externer Wiki-Link Johann Sebastian Bach und externer Wiki-Link Franz Schubert, beleuchtet das Porträt einer universellen Künstlerpersönlichkeit, die das europäische Musikleben im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert ganz wesentlich mitgprägt hat. [1]

 

Bilder:
  1. Vergrößern  Felix Mottl, Fotografie nach 1900.

Quellen:
  1. Kurzbeschreibung: Haas, Frithjof: externer Link Der Magier am Dirigentenpult. Felix Mottl. 
  2. Nach: Münster, Robert: externer Link Mottl, Felix. In: Neue Deutsche Biographie 18 (1997).

Links:

Bibliografie:
  • Mottl, Felix: 19 Gedichte deutscher Dichter für eine Singstimme und Klavier. Fürstner (C. F. Meser) Königl. Scächs. Hofmusikalienhandlung, Berlin.
  • Mottl, Felix: Französische Ballettmusik des 17. und 18. Jahrhunderts von Rameau, Gretry und Lully (Bearbeitungen). 
  • Mottl, Felix: Wagner, Richard: Fünf Gedichte für eine Frauenstimme mit Pianoforte-Begleitung in Musik gesetzt von Richard Wagner. Instrumentiert von Felix Mottl. B. Schott's Söhne, Mainz 1894.   
     
  • Haas, Frithjof: Der Magier am Dirigentenpult. Felix Mottl. Hoepfner-Bibliothek, Info Verlag, Karlsruhe 2006. 


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