An meine deutschen Landsleute
in Pennsylvanien!
⌂ 1863
Zeitungsartikel
Im Richmonder Anzeiger vom 25. Juli 1863 schrieb August Wesendonck, der Bruder von Otto und Hugo, seinen Artikel "An meine deutschen Landsleute in Pennsylvanien!". [1]
Während des Amerikanischen Bürgerkrieges verließ er seine Farm "Cluxi" und wohnte in Richmond, der Hauptstadt von Virginia, wo er auf Seiten der Konföderierten sich politisch betätigte.
Richmonder Anzeiger. 10. Jahrgang, Nr. 8, Sonnabend, den 25. Juli 1863, S. 1, Richmond, VA.
Richmonder Anzeiger. 10. Jahrgang, Nr. 8, Sonnabend, den 25. Juli 1863, S. 2, Richmond, VA. (2)
An meine deutschen Landsleute in Pennsylvanien!
Obgleich Eure Regierung der unsrigen mit den gegenseitigen Kriegsheeren feindlich gegenüber steht, so erlaube ich mir dennoch, im Namen der deutschen Bevölkerung des Südens ein paar Worte an Euch zur Beherzigung zu richten, und wünsche im Namen der deutschen Nation, der wir alle unsere Abstammung verdanken, daß Ihr meinen frommen Wünschen beistimmt.
L a ß t u n s F r i e d e n m a c h e n !
D e r F r i e d e e r n ä h r t , d e r U n f r i e d e z e r s t ö r t !
Schickt Abraham und Seward nach Ems, Wisbaden, Carlsbad, Teplitz oder Gräfenberg, damit sie ihre Gesundheit herstellen, – warme oder kalte Bäder, Schwitzbad oder Douche wird ihnen helfen. Nehmt McClellan zu Eurem Präsidenten, mit der Bedingung, daß er unsere Conföderation anerkennt. Dann wird Alles gut werden. Seht, wie die Deutschen abgeschlachtet werden, und für Was? Graust es Euch nicht, ist es nicht schauderhaft? Der Krieg hat sich jetzt vor Eure Thüren gewälzt. Seit zwei Jahren hat der Süden unsäglich gelitten, – soll der Norden nun auch zwei Jahre lang leiden? Wir haben kein Rachegefühl, – wir bedauern, daß Ihr es nicht verhindern konntet, uns so unnöthig mit Krieg zu überziehen. Unter Einem Hut können wir einmal nicht mehr sein. Einem jeden Narren gefällt seine Kappe. Ist Lincoln oder McClellan Eurer Mann, – unser Mann ist Jeff Davis.
Von Euch Deutschen im Norden hängt der Friede ab. Legt Ihr die Waffen nieder – die Irländer werden Euch folgen – dann adieu Abraham. Warum wollt Ihr Euch totschlagen lassen? Große Begeisterung für ein Princip kann nicht mehr stattfinden. Die Union ist einmal unwiderbringlich verloren. Die Neger-Sclaverei könnt Ihr nicht abschaffen und wenn Ihr noch fünfzig Jahre Krieg führt. Es läßt sich viel dafür, und viel dawider sagen. Unsere Congreßleute und Zeitungen haben das Thema seit 25 Jahren noch nicht erschöpft. Zerbrecht Euch den Kopf nicht damit; es gibt weißes Elend in Hülle und Fülle, und dem Neger ist wohl. Europa freut sich, daß wir uns zerfleischen. Wollt Ihr England den Gefallen thun, dasselbe noch länger zu amüsieren? Wollt Ihr Euch vollends aufreiben, – soll der Haß kein Ende nehmen?
Hat der Süden nicht das Knownothing-Monster erschlagen? Seht doch gefälligst einmal nach, ob Ihr so viel Antheil an der Regierung habt, als man Euch als gemeine Soldaten so gerne einräumt. Habt Ihr da auch das Schwert in Händen? Habt Ihr Deutschen den Krieg gemacht, oder hat Lincoln durch sein schnelles Verfahren, 75,000 Mann ohne die Sanction des Congresses herauszurufen, das Blutbad angestiftet? Ist es besser, alle Deutschen gehen unter, oder Abraham Lincoln? Seid herzhaft, seid mannhaft – schont Eurer Haut, ohne Zweck. Täglich werden Nord und Süd ärmer, wenn der Krieg anhält – und Amerika ist menschenleer genug. Noch einmal, ohne Euch ist Lincoln eine Eintagsfliege. Handelt darnach, und die Zerstörung von Leben und Eigenthum wird aufhören, und das Interesse aller Welt dabei gefördert sein.
C l u x i , 15ten Juli 1863.
A u g u s t W e s e n d o n c k.
Bilder:
Quellen:
- Wesendonck, August: An meine deutschen Landsleute in Pennsylvanien! In: Richmonder Anzeiger. 10. Jahrgang, Nr. 8, Sonnabend, den 25. Juli 1863, S. 2.
Links:
Bibliografie:
- Wesendonck, August: An meine deutschen Landsleute in Pennsylvanien! In: Richmonder Anzeiger. 10. Jahrgang, Nr. 8, Sonnabend, den 25. Juli 1863, Richmond, VA 1863, S. 2.
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