27.08.2010

Der Engel

Wesendonck-Lieder. Edition Peters, Leipzig 1910Der Engel
In der Kindheit frühen Tagen


1857

Gedicht von Mathilde Wesendonck


Dieses Gedicht von Mathilde Wesendonck ist zugleich das Lied I der Wesendonck-Lieder von Richard Wagner von 1857/58


William Turner: Der Engel vor der Sonne. 1846
Turner, William: Der Engel vor der Sonne. 1846.
(The Angel Standing in the Sun) Tate Gallery, London, Öl auf Leinwand, 79 x 79 cm.

Dieses Gedicht von Ende November 1857 ist Teil eines Gedichtszyklusses, welchen Mathilde Wesendonck Richard Wagner während seiner Asyl-Zeit überreichte. Dieser vertonte die einzelnen Gedichte quasi über Nacht und arrangierte sie nach seinem Weggang aus Zürich 1858 neu zu den heutigen Wesendonck-Liedern


Der Engel

In der Kindheit frühen Tagen
Hört' ich oft von Engeln sagen,
Die des Himmels hehre Wonne
Tauschten mit der Erdensonne:
 
Dass wo bang' ein Herz in Sorgen
Schmachtet vor der Welt verborgen,
Dass wo still es will verbluten,
Und vergehn in Thränenfluthen,
 
Dass wo brünstig sein Gebet
Einzig um Erlösung fleht,
Da der Engel niederschwebt,
Und es sanft gen Himmel hebt.
 
Ja, es stieg auch mir ein Engel nieder,
Und mit strahlendem Gefieder
Führt er, ferne jedem Schmerz,
Meinen Geist nun Himmelwärts. [1]

 

Bilder:
  1. Vergrößern  Fünf Gedichte von Mathilde Wesendonk für eine Frauenstimme und Klavier von Richard Wagner. C. F. Peters, Leipzig 1910 (= Edition Peters, 9845). 

Quellen:
  1. Krause-Graumnitz, Heinz (Hrsg.): Wagner, Richard: Fünf Gedichte für eine Frauenstimme (Wesendonk-Lieder). VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1962 (= Faksimile-Ausgabe des autographen Originalmanuskripts). 

Links:

Bibliografie:
  • Fünf Gedichte für eine Frauenstimme in Musik gesetzt von Richard Wagner. Insel-Verlag, Leipzig o. J. (1913) (= Insel-Bücherei Bd. 107) [Deckeltitel: Fünf Gedichte von Mathilde Wesendonck in Musik gesetzt von Richard Wagner].    


Träume

Wesendonck-Lieder. Edition Peters, Leipzig 1910Träume
Sag', welch wunderbare Träume


1857

Gedicht von Mathilde Wesendonck


Dieses Gedicht von Mathilde Wesendonck ist zugleich das Lied V der Wesendonck-Lieder von Richard Wagner von 1857/58.  


Henri Rousseau: Der Traum. 1910
Rousseau, Henri: Der Traum. 1910.
Le rêve. Museum of Modern Art, New York, Leinwand, 204 x 298 cm.

Dieses Gedicht von Anfang Dezember 1857 ist Teil eines Gedichtszyklusses, welchen Mathilde Wesendonck Richard Wagner während seiner Asyl-Zeit überreichte. Dieser vertonte die einzelnen Gedichte quasi über Nacht und arrangierte sie nach seinem Weggang aus Zürich 1858 neu zu den heutigen Wesendonck-Liedern


Träume

Sag', welch wunderbare Träume
Halten meinen Sinn umfangen,
Dass sie nicht wie leere Schäume
Sind in ödes Nichts vergangen?
 
Träume, die in jeder Stunde,
Jedem Tage schöner blüh'n,
Und mit ihrer Himmelskunde
Selig durchs Gemüthe ziehn?
 
Träume die wie hehre Strahlen
In die Seele sich versenken,
Dort ein hehres Bild zu malen,
Allvergessen, Eingedenken?
 
Träume die wie Frühlingssonne
Aus dem Schnee die Blüthen küsst,
Dass zu nie geahnter Wonne
Sie der neue Tag begrüsst,
 
Dass sie wachsen, dass sie blühen,
Träumed spenden ihren Duft,
Sanft an deiner Brust verglühen,
Und dann sinken in die Gruft? [1]

 

Bilder:
  1. Vergrößern  Fünf Gedichte von Mathilde Wesendonk für eine Frauenstimme und Klavier von Richard Wagner. C. F. Peters, Leipzig 1910 (= Edition Peters, 9845). 

Quellen:
  1. Krause-Graumnitz, Heinz (Hrsg.): Wagner, Richard: Fünf Gedichte für eine Frauenstimme (Wesendonk-Lieder). VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1962 (= Faksimile-Ausgabe des autographen Originalmanuskripts)

Links:

Bibliografie:
  • Fünf Gedichte für eine Frauenstimme in Musik gesetzt von Richard Wagner. Insel-Verlag, Leipzig o. J. (1913) (= Insel-Bücherei Bd. 107) [Deckeltitel: Fünf Gedichte von Mathilde Wesendonck in Musik gesetzt von Richard Wagner].    


Schmerzen

Wesendonck-Lieder. Edition Peters, Leipzig 1910Schmerzen
Sonne, weinest jeden Abend


1857

Gedicht von Mathilde Wesendonck


Dieses Gedicht von Mathilde Wesendonck ist zugleich das Lied IV der Wesendonck-Lieder von Richard Wagner von 1857/58



Ferdinand Hodler: Sonnenuntergang am Genfer See. 1915
Hodler, Ferdinand: Sonnenuntergang am Genfer See. 1915.
Öl auf Leinwand, 61 x 90 cm.

Dieses Gedicht von Mitte Dezember 1857 ist Teil eines Gedichtszyklusses, welchen Mathilde Wesendonck Richard Wagner während seiner Asyl-Zeit überreichte. Dieser vertonte die einzelnen Gedichte quasi über Nacht und arrangierte sie nach seinem Weggang aus Zürich 1858 neu zu den heutigen Wesendonck-Liedern


Schmerzen

Sonne, weinest jeden Abend
Dir die schönen Augen roth,
Wenn im Meeresspiegel badend
Dich erreicht der frühe Tod:
 
Doch erstehst in alter Pracht,
Glorie der düstren Welt,
Du am Morgen neu erwacht,
Wie ein stolzer Siegesheld!
 
Ach, wie sollte ich da klagen,
Wie, mein Herz, so schwer dich seh'n,
Muss die Sonne selbst verzagen,
Muss die Sonne untergehn?
 
Und gebieret Tod nur Leben,
Geben Schmerzen Wonnen nur:
O, wie dank' ich, dass gegeben
Solche Schmerzen mir Natur! [1]

 

Bilder:
  1. Vergrößern  Fünf Gedichte von Mathilde Wesendonk für eine Frauenstimme und Klavier von Richard Wagner. C. F. Peters, Leipzig 1910 (= Edition Peters, 9845). 

Quellen:
  1. Krause-Graumnitz, Heinz (Hrsg.): Wagner, Richard: Fünf Gedichte für eine Frauenstimme (Wesendonk-Lieder). VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1962 (= Faksimile-Ausgabe des autographen Originalmanuskripts)

Links:

Bibliografie:
  • Fünf Gedichte für eine Frauenstimme in Musik gesetzt von Richard Wagner. Insel-Verlag, Leipzig o. J. (1913) (= Insel-Bücherei Bd. 107) [Deckeltitel: Fünf Gedichte von Mathilde Wesendonck in Musik gesetzt von Richard Wagner].    


26.08.2010

Stehe still!

Wesendonck-Lieder. Edition Peters, Leipzig 1910Stehe still!
Sausendes, brausendes Rad der Zeit


1858

Gedicht von Mathilde Wesendonck


Dieses Gedicht von Mathilde Wesendonck ist zugleich das Lied II der Wesendonck-Lieder von Richard Wagner von 1857/58


Zeit-Wirbel
Zeit-Wirbel.

Dieses Gedicht vom 20. Februar 1858 ist Teil eines Gedichtszyklusses, welchen Mathilde Wesendonck Richard Wagner während seiner Asyl-Zeit überreichte. Dieser vertonte die einzelnen Gedichte quasi über Nacht und arrangierte sie nach seinem Weggang aus Zürich 1858 neu zu den heutigen Wesendonck-Liedern


Stehe still!

Sausendes, brausendes Rad der Zeit,
Messer du der Ewigkeit;
Leuchtende Sphären im weiten All,
Die ihr umringt den Weltenball;
Urewige Schöpfung, halte doch ein,
Genug des Werdens, lass mich sein!
 
Halte an dich, zeugende Kraft,
Urgedanke, der ewig schafft,
Hemmet den Athem, stillet den Drang,
Schweiget nur eine Sekunde lang!
Schwellende Pulse, fesselt den Schlag;
Ende, des Wollens ew'ger Tag!
Dass in selig süßem Vergessen
Ich mög' alle Wonnen ermessen;

Wenn Aug' in Auge wonnig trinken,
Seele ganz in Seele versinken;
Wesen in Wesen sich wiederfindet,
Und alles Hoffens Ende sich kündet;
Die Lippe verstummt in staunendem Schweigen,
Keinen Wunsch mehr will das Innre zeugen:
Erkennt der Mensch des Ew'gen Spur,
Und löst dein Räthsel, heil'ge Natur! [1]

 

Bilder:
  1. Vergrößern  Fünf Gedichte von Mathilde Wesendonk für eine Frauenstimme und Klavier von Richard Wagner. C. F. Peters, Leipzig 1910 (= Edition Peters, 9845). 

Quellen:
  1. Krause-Graumnitz, Heinz (Hrsg.): Wagner, Richard: Fünf Gedichte für eine Frauenstimme (Wesendonk-Lieder). VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1962 (= Faksimile-Ausgabe des autographen Originalmanuskripts). 

Links:

Bibliografie:
  • Fünf Gedichte für eine Frauenstimme in Musik gesetzt von Richard Wagner. Insel-Verlag, Leipzig o. J. (1913) (= Insel-Bücherei Bd. 107) [Deckeltitel: Fünf Gedichte von Mathilde Wesendonck in Musik gesetzt von Richard Wagner].