Prof. Josef von Kopf
auch: Joseph von Kopf
* 1827 - † 1903
Bildhauer
Er besuchte mehrmals die Wesendoncks und schuf die beiden Marmor-Reliefs von Mathilde (1864) und Otto (1865).
Am 10.03.1827 wurde er in Unlingen geboren.
Er war der Sohn eines Bauern und Ziegeleibesitzers. In der Volksschule erhielt er den ersten Zeichenunterricht. Bereits mit 7 Jahren musste er in der väterlichen Ziegelei mitarbeiten. Bereits während dieser Zeit versuchte er, durch einen Ausbruch eine Lehre als Steinhauer in Riedlingen und dem bayerischen Biberach zu beginnen.
Im Alter von 21 Jahren gelang das Vorhaben, woraufhin er sich von Steinmetzen und Grabbildhauern in Ravensburg und Bad Waldsee ausbilden ließ. Ab 1851 gelangte er zu Anselm Sickinger nach München, zu Philipp Hoffmann nach Wiesbaden sowie zu Alois Knittel und Wilhelm Dürr nach Freiburg im Breisgau. Von dort ging er am 01.09.1852 zu Fuß in Richtung Rom, wo er am 13.10.1852 ankam und dort zu wirken begann. Seine Werkstatt sei diejenige gewesen, welche durch ihre Vornehmheit Deutsche und Fremde am lebhaftesten anzog ( Max Jordan).
Am 01.09.1864 heiratete er Anna Brinkmann in Leipzig, die er am 18.01.1864 bei einem Konzert im Künstlerverein kennengelernt hatte.
Er hatte drei Töchter Olga, Martha und Anna, denen er auch seine Lebenserinnerungen widmete. Während seiner Hochzeitsreise im September 1864 hielten die jung Vermählten sich im Hause Wesendonck auf und er schuf die beiden Reliefs. In seinen Lebenserinnerungen eines Bildhauers (1899) schreibt er:Ein Mägdlein und ein Knabe ritt
Durchs Poussinthal hinunter,
Sie ritten langsam Schritt für Schritt,
Die Sonne ging bald unter.
Sie ritten still auf grüner Matt'
Von niemand unterbrochen, -
Ich glaub', der böse Knabe hat
Von Lieb' zu ihr gesprochen! [1]
Frau Wesendonk graziös und geistreich wie immer. ... Herr und Frau Wesendonk suchen der Kunst näher zu treten; schon viel für solch reiche Leute! [2]
Der Aesthetiker Vischer, den ich besuchte, sagte mit Recht, daß diese Leute zu leben und ihr Geld gut zu gebrauchen verstehen. [2]Und an anderer Stelle:
In den paar Tagen auf der Villa Wesendonk modellierte ich die Reliefs der beiden Besitzer ... [3]
Josef von Kopf: Lebenserinnerungen eines Bildhauers.
Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart und Leipzig 1899, S. 281.
Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart und Leipzig 1899, S. 281.
Im Jahre 1874 baute Großherzog Friedrich I. ihm in Baden-Baden ein Atelier, in dem dieser sich im Sommer aufhielt. Dort modellierte er berühmte und reiche Kurgäste. Zu dieser Zeit war er mit dem Hoffotografen Wilhelm Kuntzemüller befreundet, der dieselbe Klientel bediente. Er schuf vielbeachtete naturalistische Porträt-Büsten, die von Adeligen wie von Bürgern in Auftrag gegeben wurden.
In einem Brief Cosimas aus Palermo nach Rom an ihre Tochter Daniela von Bühlow vom 21.11.1881 schrieb sie u. a.:
Sehr freut es mich dass Du "bischen" etwas siehst; K o p f ist eine römische Berühmtheit, er hat u. a. ein Médallion von Mme Wesendonck gemacht, und von der Grossherzogin von Sachsen. Willst Du Grosspapa sagen dass ich auf seine Empfehlung hin Talleyrand's Briefe mit vielem Interesse lese. Das passt zu Kopf wie die Faust auf's Auge, ich kehre eiligen F u s s e s zurück und sage, dass n a t ü r l i c h mir das Médaillon Freude machen wird! [4]
Als Dank für das Mäzenatentum und von dem Wunsch beseelt, sein Werk der Nachwelt zu erhalten, schenkte er 1892 das Atelier samt Inhalt dem Großherzog zurück, mit der Verpflichtung, es für immer in dem Zustand zu belassen, in dem es sich bei der Übergabe befand, und es dem Publikum im Sommer dreimal wöchentlich zu öffnen.
Den Adelstitel trug er seit 1897.
Er war auch ein begeisterter Kunstsammler. Ludwig Pollak brachte 1905 unter dem Titel Joseph von Kopf als Sammler ein Verzeichnis seine erlesene Kollektion in Rom heraus.
Am 02.02.1903 verstarb er in Rom.
Bilder:
- Lenbach, Franz von: Porträt des Bildhauers Joseph von Kopf. 1865, Öl auf Leinwand, 66,5 x 51 cm.
Quellen:
- Kopf, Josef von: Lebenserinnerungen eines Bildhauers. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart und Leipzig 1899, S. 266.
- Ebenda, S. 259.
- Ebenda, S. 281.
- Brief 135 Palermo nach Rom vom 21. November 1881. In: Waldberg, Max Freiherr von (Hrsg.): Cosima Wagners Briefe an ihre Tochter Daniela von Bühlow. 1866 - 1885. Stuttgart, Berlin 1933, S. 244 ff.
Links:
Bibliografie:
- Kopf, Josef von: Lebenserinnerungen eines Bildhauers. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart und Leipzig 1899.
- Ludwig Pollak: Joseph v. Kopf als Sammler. Beschreibung der von ihm hinterlassenen Sammlung. Rom 1905.
- Waldberg, Max Freiherr von (Hrsg.): Cosima Wagners Briefe an ihre Tochter Daniela von Bühlow. 1866 - 1885. Nebst 5 Briefen Richard Wagners. J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart, Berlin 1933.
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