Possendorf / Sachsen
Historische Ortsansicht. Possendorf, Königreich Sachsen, Lithographie um 1850. (1)
Richard Wagner verweilte 1820/21 für rund ein Jahr in Possendorf als Schüler beim Pfarrer Wetzel. Er wohnte im alten Pfarrhaus.
Possendorf ist heute der Verwaltungssitz der sächsischen Gemeinde Bannewitz im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Die sorbische Ortsgründung wird erstmals urkundlich im Jahr 1286 als Bosetendorf erwähnt. Das Straßendorf und der Bezirk des Rittergutes entwickelten sich zu einem großen Siedlungsgebiet.
Nach 1850 kam der Steinkohlebergbau nach Possendorf und der Ort wurde zu einer Arbeiterwohnsitzgemeinde.
Das Rittergut Possendorf, das seit dem 15. Jahrhundert erwähnt wird, gehört zur Herrschaft Rabenau. Es befand sich gegenüber der Kirche auf dem heutigen Parkplatz zur Festwiese, zu welchem eine Gutsfläche von 119,9 ha gehörte. 1945 wurde es enteignet und auf Befehl der SMAD abgetragen. 1569 gehört es zum Amt Dippoldiswalde, 1716 wird der Besitzer Carl Gottlob von Leubnitz, 1784 Christian Liebfried Richter erwähnt, welchen beiden auch das Freigut auf Obernaundorf gehörte. 1859 wird der Besitzer Hellmut Otto, 1868 Wilhelm Fehrmann und 1925 Werner Biermann genannt. Im Jahr 1691 ließ der Rittergutbesitzer von Possendorf und Kleincarsdorf die Windmühle von Possendorf errichten. Zum Rittergut gehörte das Schloss mit Schlossgarten und mehreren Nebengebäuden.
Der Bahnhof wurde 1908 errichtet, nachdem die Windbergbahn ihre Strecke vom ehemaligen Endbahnhof in Hänichen bis Possendorf auf einer Gesamtlänge von 1,1 Kilometern erweitern ließ. Am 9. November 1957 fuhr der letzte Zug auf der Eisenbahnstrecke nach Dresden zurück. Heute kann der Streckenlauf bewandert werden.
Die Kirche findet ihre erste Erwähnung im Jahr 1198. Der Kirchturm ist mit einer Höhe von 57 Metern der größte im ehemaligen Weißeritzkreis. Er wurde von 1584 bis 1838 errichtet. Die Uhr aus dem Jahr 1884 stammt aus Glashütte. Das Kircheninnere ist geschmückt mit Kreuzgewölben, der Orgel von 1881, den Logen und den farbigen Fenstern von 1896. 2010/11 wurde die Kirche grundlegend im Innenraum saniert. Dabei erhielt der Altarraum wieder ein drittes Fenster, das von dem Maler Christoph Wetzel gestaltet wurde.
Das Pfarrhaus und zwei Seitengebäude des Pfarrhofes sind in der Liste der Kulturdenkmale aufgeführt.
Zur Possendorfer Kirchengemeinde gehören seit mehr als 700 Jahren 12 Orte. Die Entstehungsgeschichte des Gotteshauses ist unbekannt. Von der ursprünglichen Kapelle blieb der heutige Altarteil erhalten.
1521 errichtete man einen freistehenden Turm. 1596 wurde die neue, größere Kirche eingeweiht. Durch die mittlere Säulenreihe enstand eine Zweiteilung des Raumes, die man nur in wenigen Kirchen Sachsens wiederfindet. 1699 erhielt der Turm einen schlanken Barockaufbau mit Haube und Laterne, dessen Einweihung Kurfürst August der Starke beiwohnte.
Der Kirchturm ist seit dem Umbau von 1885 mit seinen 57 Metern der höchste im osterzgebirgischen Kirchenbezirk Dippoldiswalde.
In die Kirche wurden im 18. Jahrhundert Emporen und Gutslogen für die Rittergutsbesitzer von Possendorf, Wilmsdorf, Kleincarsdorf und Theisewitz eingebaut. Besonders wertvoll sind ein 500 Jahre altes lebensgroßes Kruzifix und der Taufstein aus dem Possendorfer Reformationsjahr 1542. [1]
Seit dem 01.01.1999 ist Possendorf der Verwaltungssitz von Bannewitz, als sich die damals selbstständigen Gemeinden zusammenschlossen.
Possendorf ist heute der Verwaltungssitz der sächsischen Gemeinde Bannewitz im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Die sorbische Ortsgründung wird erstmals urkundlich im Jahr 1286 als Bosetendorf erwähnt. Das Straßendorf und der Bezirk des Rittergutes entwickelten sich zu einem großen Siedlungsgebiet.
Nach 1850 kam der Steinkohlebergbau nach Possendorf und der Ort wurde zu einer Arbeiterwohnsitzgemeinde.
Das Rittergut Possendorf, das seit dem 15. Jahrhundert erwähnt wird, gehört zur Herrschaft Rabenau. Es befand sich gegenüber der Kirche auf dem heutigen Parkplatz zur Festwiese, zu welchem eine Gutsfläche von 119,9 ha gehörte. 1945 wurde es enteignet und auf Befehl der SMAD abgetragen. 1569 gehört es zum Amt Dippoldiswalde, 1716 wird der Besitzer Carl Gottlob von Leubnitz, 1784 Christian Liebfried Richter erwähnt, welchen beiden auch das Freigut auf Obernaundorf gehörte. 1859 wird der Besitzer Hellmut Otto, 1868 Wilhelm Fehrmann und 1925 Werner Biermann genannt. Im Jahr 1691 ließ der Rittergutbesitzer von Possendorf und Kleincarsdorf die Windmühle von Possendorf errichten. Zum Rittergut gehörte das Schloss mit Schlossgarten und mehreren Nebengebäuden.
Possendorf bei Dresden. Rittergut, Kirche und Ortsansicht (2).
(Blick vom Kirchturm Richtung Bahnhof und Mühle).
(Blick vom Kirchturm Richtung Bahnhof und Mühle).
Der Bahnhof wurde 1908 errichtet, nachdem die Windbergbahn ihre Strecke vom ehemaligen Endbahnhof in Hänichen bis Possendorf auf einer Gesamtlänge von 1,1 Kilometern erweitern ließ. Am 9. November 1957 fuhr der letzte Zug auf der Eisenbahnstrecke nach Dresden zurück. Heute kann der Streckenlauf bewandert werden.
Die Kirche findet ihre erste Erwähnung im Jahr 1198. Der Kirchturm ist mit einer Höhe von 57 Metern der größte im ehemaligen Weißeritzkreis. Er wurde von 1584 bis 1838 errichtet. Die Uhr aus dem Jahr 1884 stammt aus Glashütte. Das Kircheninnere ist geschmückt mit Kreuzgewölben, der Orgel von 1881, den Logen und den farbigen Fenstern von 1896. 2010/11 wurde die Kirche grundlegend im Innenraum saniert. Dabei erhielt der Altarraum wieder ein drittes Fenster, das von dem Maler Christoph Wetzel gestaltet wurde.
Das Pfarrhaus und zwei Seitengebäude des Pfarrhofes sind in der Liste der Kulturdenkmale aufgeführt.
Zur Possendorfer Kirchengemeinde gehören seit mehr als 700 Jahren 12 Orte. Die Entstehungsgeschichte des Gotteshauses ist unbekannt. Von der ursprünglichen Kapelle blieb der heutige Altarteil erhalten.
1521 errichtete man einen freistehenden Turm. 1596 wurde die neue, größere Kirche eingeweiht. Durch die mittlere Säulenreihe enstand eine Zweiteilung des Raumes, die man nur in wenigen Kirchen Sachsens wiederfindet. 1699 erhielt der Turm einen schlanken Barockaufbau mit Haube und Laterne, dessen Einweihung Kurfürst August der Starke beiwohnte.
Der Kirchturm ist seit dem Umbau von 1885 mit seinen 57 Metern der höchste im osterzgebirgischen Kirchenbezirk Dippoldiswalde.
In die Kirche wurden im 18. Jahrhundert Emporen und Gutslogen für die Rittergutsbesitzer von Possendorf, Wilmsdorf, Kleincarsdorf und Theisewitz eingebaut. Besonders wertvoll sind ein 500 Jahre altes lebensgroßes Kruzifix und der Taufstein aus dem Possendorfer Reformationsjahr 1542. [1]
Seit dem 01.01.1999 ist Possendorf der Verwaltungssitz von Bannewitz, als sich die damals selbstständigen Gemeinden zusammenschlossen.
Gedenktafel in Possendorf an den Aufenthalt von Richard Wagner,
gestiftet zum 150. Geburtstag, 1963.
gestiftet zum 150. Geburtstag, 1963.
Richard Wagners Stiefvater, Ludwig Geyer, wollte dem jungen Ziehsohn eine gute Ausbildung angedeien lassen und gab ihn auf's Land in eine rund 10 km entfernte Pfarrei bei Dresden.
Seit dem Frühherbst 1820 genoss der siebenjährige Richard Wagner einen rund einjährigen Schulaufenthalt in Possendorf beim Pfarrer Christian Ephraim Wetzel, der ein guter Freund seines Stiefvaters war. Der Pfarrhof in der Kirchgasse 2 () wurde für kurze Zeit sein neues Zuhause.
Wie ernst es dagegen mein Vater mit meiner Erziehung nahm, bewies er, als er nach meinem vollbrachten sechsten Jahre mich zu einem Pfarrer auf das Land, nach Possendorf bei Dresden, brachte, wo ich in Gesellschaft anderer Knaben aus guten Familien eine vortreffliche, nüchterne und gesunde Erziehung erhalten sollte. In die kurze Zeit dieses Aufenthaltes fallen manche erste Erinnerungen von den Eindrücken der Welt: des Abends wurde uns Robinson vom Pfarrer erzählt und mit vortrefflichen dialogischen Belehrungen begleitet. Grossen Eindruck machte auf mich die Vorlesung einer Biographie Mozart's, wogegen die Zeitungs- und Kalenderberichte über die Vorfälle des griechischen Befreiungskampfes drastisch aufregend auf mich wirkten. [2]Zusammen mit anderen Knaben konnte er hier lernen, musizieren und spielen. Unterricht erhielt er u. a. in Piano und Latein. Er sollte hier auf den Besuch der Dresdner Kreuzschule vorbereitet werden.
Während des Aufenthaltes auf dem Lande verstarb sein Stiefvater, der inzwischen zum "Vater" geworden war.
Eines Tages, nach kaum einjähriger Dauer dieses ländlichen Aufenthaltes, kam ein Bote aus der Stadt an, welcher den Pfarrer benachrichtigte, er möge mich in das elterliche Haus nach Dresden geleiten, weil dort mein Vater im Sterben liege. Wir legten den dreistündigen Weg zu Fuss zurück; sehr ermüdet ankommend, begriff ich die thränenreiche Haltung meiner Mutter kaum. Des andern Tages ward ich an das Bett meines Vaters geführt; die äusserste Schwäche, mit der er zu mir sprach, alle Vorkehrungen einer letzten verzweifelten Behandlung seiner akuten Brustwassersucht erfüllten mich durchaus nur wie Traumgebilde; ich glaube, die bange Verwunderung war in mir so mächtig, dass ich nicht weinen konnte. In einem anstossenden Nebenzimmer lud mich die Mutter ein, zu zeigen, was ich auf dem Klavier gelernt habe, in der guten Absicht, es dem Vater zur Zerstreuung zu Gehör zu bringen: ich spielte «üb' immer Treu' und Redlichkeit»; der Vater hat da die Mutter gefragt: «Sollte er etwa Talent zur Musik haben?» – Am andern Morgen trat beim ersten Tagesgrauen die Mutter in die grosse Kinderschlafstube, kam zu Jedem von uns an das Bett und meldete schluchzend des Vaters Tod, jedem von uns wie zum Segen etwas von ihm sagend; zu mir sagte sie: «aus dir hat er etwas machen wollen». Am Nachmittag kam Pastor Wetzel und holte mich wieder auf das Land ab. Wir gingen wieder zu Fuss und erreichten erst in nächtlicher Dämmerung Possendorf; unterwegs frug ich ihn viel nach den Sternen, über die er mir die erste verständige Auskunft gab. [3]
Ich nahm Abschied von meinen Jugendgenossen und von dem liebenswürdigen Pastor, zu dessen eigenem Begräbnis ich nach wenigen Jahren zum erstenmal wieder nach Possendorf zurückkehrte, welches ich dann nur viel später wieder einmal auf einer Excursion besuchte, wie ich sie oft als Dresdener Kapellmeister weit in das Land hinein zu Fuss unternahm: es ergriff mich sehr, das alte Pfarrerhaus nicht mehr zu finden, dafür einen reichlichern modernen Aufbau, der mich so gegen den Ort verstimmte, dass ich späterhin meine Ausflüge nie wieder in diese Gegend richtete. [4]
Bilder:
- Historische Ortsansicht. Possendorf. Altkolorierte Lithographie. Aus: Album der Schlösser und Rittergüter im Königreich Sachsen. 1860, 18,0 x 23,6 cm. Nach einer Lithografie/Tonlithografie von Gustav Adolf Poenicke (* 1807 - † 1867). In: Gustav Adolph Poenicke: Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen. Section II: Meissnischer Kreis (Leipzig: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser 1856).
- Alte Postkarten mit Ortsansichten.
Renner & Ketzschau, Dresden. Kirche zu Possendorf. Unkolorierte Lithografie, 1837, 17,6 x 14,1 cm. In: Sachsens Kirchen-Galerie. Inspectionen Dresden, Meissen und St. Afra (Dresden: Hermann Schmidt 1837), Bd. I.
Quellen:
- Kirchen und Kapellen - Architekturdatenbank - Kirche Possendorf.
- Wagner, Richard: Mein Leben. Erster Band, Erster Theil 1813 - 1842. F. Bruckmann A-G, München 1911, S. 12.
- Ebenda. S. 12 ff.
- Ebenda. S. 13.
Links:
- Possendorf (Bannewitz)
- Bannewitz, OT Possendorf
- Liste der Kulturdenkmale
- Mein Leben. Erster Theil (1813 - 1842, Zeno.org)
Bibliografie:
- Wagner, Richard: Mein Leben. Zwei Bände. F. Bruckmann A-G, München 1911.
- Eichhorn, Ulrike: Richard Wagners Wanderwelt in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Tauchaer Verlag, Taucha 2013.
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