19.09.2011

Richard-Wagner-Stätten Graupa

LohengrinhausRichard-Wagner-Stätten Graupa




Im "Lohengrinhaus" wohnte Richard Wagner im Jahre 1846. 

 
Die Richard-Wagner-Stätten Graupa:
 
In externer Wiki-Link Graupa (1846 als Groß-Graupe zum Amt Dresden zugehörig, seit 1998 eingemeindet nach externer Wiki-Link Pirna), unweit von Dresden, befinden sich ein externer Link Google-Maps Richard-Wagner-Museum (Lohengrinhaus und Jagdschloss) und das weltweit größte externer Link Google-Maps Denkmal Richard Wagners im ca. 3 km entfernten Liebethaler Grund bei externer Wiki-Link Lohmen in der externer Wiki-Link Sächsischen Schweiz. Die Richard-Wagner-Stätten, mit Beschluss des Stadtrates von 2006 geschaffen, sind eine kulturelle Begegnungsstätte mit einem vielfältigen externer Link Programm.

Richard-Wagner-Stätten Graupa: Jagdschloss und Lohengrinhaus
Richard-Wagner-Stätten Graupa: Jagdschloss und Lohengrinhaus.

Ein Richard-Wagner-Kulturpfad mit Informationstafeln stellt Wagners Leben in Stichpunkten und Zitaten vor. Dieser wurde 2003 vom Heimatverein Graupa e. V. errichtet.

Richard-Wagner-Kultur-Pfad
Richard-Wagner-Kultur-Pfad in Graupa.

Der 91 km lange externer Wiki-Link Dichter-Musiker-Maler-Weg führt auch am Richard-Wagner-Museum vorbei. Es ist die Stempelstelle 6.

Stempelstelle 6 des Dichter-Musiker-Maler-Weges am Richard-Wagner-Museum in Graupa.

Neben dem Aufbau einer Mediathek und eines Dokumentationszentrums wollen die Richard-Wagner-Stätten Graupa auch die Dresdener Bibliothek Wagners wieder neu zu beschaffen.


Während seiner Zeit als Hofkapellmeister in Dresden (1842 - 1849) nahm Richard Wagner in der Zeit vom 15.05.1846 - 20.07.1846 Urlaub und wohnte mit seiner Frau Minna im Schäferschen Gut, um seine Oper Lohengrin zu konzipieren. Hier entstanden wesentliche Teile der Lohengrin-Komposition.

Sizzo Stief (* 1900 - † 1975) schreibt in seinem 2010 von U. Eichhorn veröffentlichten Manuskript:   
Als am 15. Mai 1846 eine Reisekutsche mit Richard Wagner, seiner Frau Minna und dem Hunde Peps in Graupa einrollte, hoffte der junge Hofkapellmeister, sich in ländlicher Stille von allen überstandenen Mühseligkeiten und Bekümmerungen zu erholen. Welche Kraft hatte er verbraucht, um der Widerstände Herr zu werden, mit denen man ihm vor der Aufführung von Beethovens 9. Symphonie am Palmsonntag 1846 die Arbeit erschwerte! [1]

Richard-Wagner-Büste
Richard-Wagner-Büste aus dem Museum (Lohengrinhaus).
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An seinen Freund, dem Komponisten Louis Spohr (* 1784 - † 1859), schreibt er am 17.05.1846 u. a. folgende Zeilen nach Kassel:
Hochgeehrtester Meister,
jetzt erst komme ich dazu, Ihr werthes letztes Schreiben zu beantworten; ich bin nun nämlich auf dem Lande angekommen, wo ich – auf einem Dorfe, drei Stunden von Dresden – während der Dauer eines längeren Urlaubes verweilen will: ich verschob Ihnen zu schreiben, um dieß als ein erstes und liebstes Geschäft nach meiner Ankunft auf dem Lande mir aufzusparen. Nach einem widerlich verlebten Winter athme ich nun in der reizenden Natur, die mich umgiebt, auf, und mit solchem Eifer suche ich die Stadt, das winterliche Musikmachen, Theater, Oper pp. zu vergessen, daß mir schon heute schwer fallen wird, mit Ihnen über derlei Dinge zu verkehren, zumal in ihnen dießmal im Besonderen so viel unangenehmer Stoff liegt.
[2]
  
In einem Brief an Carl Gaillard (* 1813 - † 1851; Berliner Schriftsteller, Musikkritiker und Leiter (1844 - 1847) der Berliner Musikalischen Zeitung) vom 21.05.1846 schrieb Wagner:
Werthester Freund,
Gott sei Lob, ich bin auf dem Lande, drei Stunden von Dresden, in der reizendsten Gegend von der sächsischen Schweiz, und fange wieder an, als Mensch u. Künstler aufzuathmen! Ich habe einen der widerlichsten Winter meines Lebens im Rücken: Neid, Bosheit, Albernheit – und tödtliche Langsamkeit in der Verbreitung meiner Wirksamkeit nach Außen waren die Feinde, mit denen ich täglich jenen abscheulichen Kampf zu bestehen hatte, in dem der Angegriffene sich nur mit größter, rücksichtsvollster Mäßigung zu vertheidigen bedacht sein muß, während er so deutlich fühlt, daß er die Kraft besitzt, ganz unverdeckt und mit lauter Stimme siegen zu können. ...
Nun hoffe ich alle Erlabung meines Gemüthes und meiner Gesundheit von meinem Bauern-Leben. Ich wohne in einem gänzlich unentweihten Dorfe, – ich bin der erste Städter der sich hier eingemiethet hat. Eine große Wohlthat hat mir mein König durch die Gewährung eines längeren Urlaubs erzeigt! – Ich laufe, liege im Walde, lese, esse und trinke, und suche das Musikmachen gänzlich zu vergessen! –
Am tollsten wäre es nun, wenn Sie mir meiner schlechten Nachrichten wegen nun auch noch bös würden! Weiß Gott, ich habe wenige Freunde, machen Sie also nicht linksum! Sie sind so mannigfaltig und unverdrossen, daß Ihnen schon etwas geboten werden kann! Bleiben Sie mir gut, und lassen Sie sich die Mühe nicht verdrießen, mein Freund zu sein!
Die schönsten Grüße allerseits! Leben Sie wohl!
Ihr Richard Wagner.

Groß-Graupe, 21. Mai 1846. [3] 
 
Richard-Wagner-Medaille des Museums in Graupa, 1999
Klaassen, Ellen: Richard-Wagner-Medaille des Museums in Graupa, 1999.

Wagner blickte auch später gerne auf die schöne Zeit in Graupa zurück und besuchte seine Wirkungsstätte auch mit seiner Familie (mit den Kindern Eva und Siegfried) nochmals am 08.09.1881. Cosima vermerkte an diesem Tag in ihrem Tagebuch:
... Darauf fahren wir nach Groß-Graupen, wo Lohengrin entworfen wurde. Aus dieser Enge und Dürftigkeit strahlte diese Welt von Glanz und Schönheit aus.R. zeigt uns die Wege, die er oft gemacht, und wir kommen bis zu der romantischen Lochner Mühle, wo wir etwas einnehmen. Spät abends in der Dunkelheit kehren wir heim. ... [4]

AK: Lochmühle im Liebethaler Grund
Lochmühle im Liebethaler Grund. Alte Ansichtskarte.
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In seinen Lebenserinnerungen Mein Leben schreibt Wagner über seine Zeit in Graupa u. a. Folgendes:
Zu meiner Erholung von allen überstandenen Mühseligkeiten und Bekümmerungen hatte ich mir nun als höchste Gunstbezeigung von meiner Direktion einen dreimonatigen Urlaub ausgewirkt, um in ländlicher Zurückgezogenheit sowohl mich erholen als reinen Atem zum Beginn einer neuen Arbeit schöpfen zu können. Ich hatte hierzu ein Bauernhaus in dem auf halbem Wege zwischen Pillnitz und dem Eintritt in die Sächsische Schweiz gelegenen Dorfe Groß-Graupe ausgesucht. Häufige Ausflüge auf den Porsberg, nach dem nahen Liebethaler Grunde, auch nach der entfernteren Bastei trugen bald zur Stärkung meiner angegriffenen Nerven bei. Als ich an den ersten Entwurf der Musik zu »Lohengrin« gehen wollte, störte mich zu meiner höchsten Pein unaufhörlich das Nachklingen Rossinischer Melodien aus »Wilhelm Tell«, der letzten Oper, welche ich zu dirigieren gehabt hatte; in wahrer Verzweiflung verfiel ich endlich auf ein wirksames Gegenmittel gegen diese lästige Zudringlichkeit, indem ich mir auf einem einsamen Spaziergange mit energischster Betonung das erste Thema der Neunten Symphonie aus der ebenfalls ziemlich neu angefrischten Erinnerung vorführte. – Dies half. In dem Flußbade bei Pirna, wohin ich fast täglich gegen Abend zu meiner Erfrischung mich aufmachte, überraschte es mich eines Mals, von einem mir unsichtbaren Badenden die Melodie des Pilgerchors aus »Tannhäuser« gepfiffen zu hören: dies erste Anzeichen einer möglichen Popularisierung des zunächst nur mit so großer Mühe in Dresden durchgesetzten Werkes machte auf mich einen Eindruck, den keine ähnliche spätere Erfahrung je hat überbieten können. Zuweilen erhielt ich Freundesbesuche aus Dresden, unter denen sich eines Tages der damals sechzehnjährige Hans von Bülow in der Begleitung Lipinskys zu meiner Freude, da ich schon früher auf seine große Teilnahme für mich aufmerksam geworden war, meldete. Im ganzen verblieb ich aber meistens nur auf den Umgang mit meiner Frau, auf meinen weiten Spaziergängen sogar nur auf den mit meinem Hündchen Peps angewiesen. Während dieses Sommerurlaubes, von welchem eine bedeutende Zeit anfänglich noch der Besorgung meiner widerlichen Geschäfte und der Stärkung meiner Gesundheit allein gewidmet werden mußte, gelang es mir doch, die Musik sämtlicher drei Akte des »Lohengrin«, wenn auch nur in sehr flüchtigen Umrissen, zu skizzieren. [5]

Lieselotte Theil-Hurshell: Wagners Wanderlandschaft. 1995
Theil-Hurshell, Lieselotte: Wagners Wanderlandschaft. Öl/Lwd. 80 x 130 cm, 1995.


Hier befindet sich auch die originale Gedenktafel vom Geburtshaus von Hans von Bülow, die sich am Haus in der ehemaligen externer Link Google-Maps Körnerstr. 12 in Dresden befand. Das Haus wurde durch den externer Wiki-Link anglo-amerikanischen Bombenangriff 1945 zerstört.  

Originalgedenktafel Hans von Bülow
Originalgedenktafel vom 1945 zerstörten Geburtshaus Hans von Bülows ehemals Körnerstr. 12 in Dresden.
1994 am
Lohengrinhaus Graupa aufgestellt.


Bilder:
  1. Vergrößern  Richard-Wagner-Stätten Graupa, Eingangsschild Lohengrinhaus.

Quellen:
  1. Stief, Sizzo: Einleitung. In: Eichhorn, Ulrike (Hrsg.): Das Lohengrinhaus in Graupa und Das Richard-Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund. Erforschtes und Erlebtes von Sizzo Stief. (= Edition Eichhorn) epubli, Berlin 2010, S. 8. 
  2. Wagner, Richard: Strobel, Gertrud; Wolf, Werner (Hrsg.): Sämtliche Briefe. Band II. Briefe der Jahre 1842-1849. VEB Deutscher Verlag für Musik (DVFM), Leipzig 1970, S. 502.
  3. Ebenda, S. 508 ff.  
  4. Wagner, Cosima: Die Tagebücher. Band II. 1878 - 1883. Ed. u. komm. von Martin Gregor-Dellin und Dietrich Mack. R. Piper & Co. Verlag, München 1977, S. 792.
  5. Wagner, Richard: Middell, Eike (Hrsg.): Mein Leben. Erster Band, Zweiter Teil, 1842 - 1850. (= Sammlung Dieterich Band 119) Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung Leipzig, Leipzig 1986. S. 386 ff. 

Links:

Bibliografie:
  • Heyne, Jörg: Das Richard-Wagner-Museum in Graupa bei Dresden. Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" Dresden, Rat der Gemeinde Graupa (Hrsg.). Dresden 1982.  
  • Heyne, Jörg: Richard-Wagner-Museum Graupa bei Dresden. Historische Wagnerstätte. Entstehungsort der "Lohengrin"-Komposition. Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" - Direktion Richard-Wagner-Museum (Hrsg.). Dresden 1982.
     
  • Eichhorn, Ulrike (Hrsg.): Das Lohengrinhaus in Graupa und Das Richard-Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund. Erforschtes und Erlebtes von Sizzo Stief. (= Edition Eichhorn) epubli, Berlin 2010.


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