Richard-Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund
Der Liebethaler Grund war ein beliebter Wanderweg von Richard Wagner.
Die Richard-Wagner-Stätten Graupa:
Die romantische Natur des Tales mit der reißenden Wesenitz hat mehrere Künstler inspiriert, darunter den Komponisten Richard Wagner, der im nahe gelegenen Graupa seine Oper Lohengrin komponierte und hier u. a. Ruhe, Entspannung und Inspiration während seinen Wanderungen suchte. Anfang Juni 1831 unternahm H. Ch. Andersen eine Reise von Leipzig nach Dresden und in die nahegelegene Sächsische Schweiz. Er erinnert sich:
Bei dem Schloß Pillnitz, der Sommerresidenz des sächsischen Königs, stiegen wir ans Land. Unser Weg führte uns nun durch ein freundliches, kleines Dorf in die freie, schöne Natur hinaus; bald näherten wir uns dem Liebethaler Grund, einem herrlichen, langen Felstal. Hoch oben, an beiden Seiten, liegen Felder und Wiesen, von denen man sich gar nichts träumen läßt; gelbe und graue Steinmassen, zwischen denen verkrüppeltes Gebüsch aufschießt, erheben sich an den Seiten; der Fluß Wesenitz fließt mitten durch.
Ein Gedicht [1]
Sprinck, Christian Friedrich (* 1769 - † 1831): Lohmen bey Liebethal. Altkolorierte Umrissradierung 1820.
Die Wesenitz ist der einzige wichtige rechtselbische Nebenfluß der Elbe. Bis hierher hat sie schon über 60 km, östlich vom Valtenberg aus dem Lausitzer Bergland kommend über Bischofswerda und Stolpen zurückgelegt. Sie durchfloß dabei mehrfache Wechsel von Talengen und Talweitungen.
Ehemaliges Stauwehr im Liebethaler Grund.
Die Wesenitz bei der Lochmühle, Nähe Richard-Wagner-Denkmal.
Die Wesenitz bei der Lochmühle, Nähe Richard-Wagner-Denkmal.
In dem Elbsandsteingebiet gemäßen Liebethaler Grund leistet die wasserreiche Wesenitz eine starke Erosionsarbeit. Etwa 3 km lang durchfließt sie hier ab Lohmen das Engtal. In den Sandsteinen am Ende der Treppe, die von Daube tief in das Tal führt, findet sich ein ausgeprägtes eiszeitliches Strudelloch. Hier finden wir eines der für das Elbsandsteingebirge typischen schluchtartigen Täler mit steilen Wandbildungen und engem Talgrund, das keinen Platz für Siedlungen und Verkehrswege lässt. Die Wirkung der Arbeit des Wassers kann man an verschiedenen Stellen gut studieren, so in der unmittelbaren Umgebeung der Lochmühle. Durch die Seitenerosion bildeten sich Hohlkehlen am Fuß der Felswände, über denen immer wieder Felsstürze abbrachen. Wabenstrukturen als Folgeerscheinungen der chemischen Verwitterung sowie Eisenrinden fallen an den Felsen unterhalb der Lochmühle auf.
Die Vegetation ist typisch für solche feuchten und schattigen Gründe und sonnigen Steilhänge. Laubgehölze im Tal, Kiefern und Birken an den besonnten Felspartien (rechte Seite) und Fichten am schattseitigen, linken Felshang. Auch Kräuter, Farne und Gräser gibt es reichlich, selbst der seltene Schwarze Streifenfarn. Die feuchten Mauern, Baumrinden und Felsen weisen eine artenreiche Moosvegetation auf.
Wie bei klaren Gebirgsbächen üblich gibt es auch hier den bunten Eisvogel, die langschwänzige Gebirgsstelze mit der gelben Unterseite, die Wasseramsel mit dem weißen Brustlatz und eine Reihe weiterer Vögel, wie verschiedene Meisen- und Spechtarten. Natürlich ist hier auch die Bisamratte heimisch. [2]
Der Liebethaler Grund und die Wesenitz.
Fotos: Thomas Seidel.
Fotos: Thomas Seidel.
Das Talstück beim Wagner-Denkmal heißt "Rabenteufe". Hier ist das Wasser aufgestaut und bildet eine tiefe, ruhige Stelle. Vom Stauwehr der Lochmühle her schießt außerdem in einer 365 m langen Rohrleitung noch Wesenitzwasser vorbei, um in einem kleinen Elektrizitätswerk, das 1894 von der Gemeinde Copitz errichtet worden ist, die Turbinen zu treiben.
Ab Vorderjessen weitet sich das Tal dann endgültig und die Wesenitz fließt bei Pratzschwitz in die Elbe.
In der Nähe zwischen dem ehemaligen Wasserkraftwerk und der Lochmühle bei der Gemeinde Lohmen befindet sich das größte Wagner-Denkmal der Welt und das erste Wagner-Denkmal in Sachsen. Es befindet sich in der Nähe der Richard-Wagner-Stätten Graupa. Die Erhaltung und Pflege fällt in den Zuständigkeitsbereich der Gemeinde Lohmen.
Guhr, Richard: Richard-Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund, vor und nach der Sanierung 2013.
Das bronzene Denkmal vor einer beeindruckenden Sandsteinkulisse stellt Wagner als Gralsritter dar, in der Rechten das Heilige Feuer und die Linke auf einer Harfe liegend. Zu seinen Füßen sind fünf Figuren dargestellt. Er ist von den fünf Elemente seiner Musik umgeben: das Sphärische (hinten), das Dämonische (die Schlange um den Arm), das Lyrische (das Kästchen haltend), das Tragische/Dramatische (mit dem Schwert) und das Dionysische (mit dem Füllhorn). Auf einem 8 Meter hohen Sandsteinsockel steht die 4,2 Meter hohe Darstellung Richard Wagners. Das Denkmal hat eine Gesamthöhe von 12,5 Meter.
Die Elemente seiner Musik: sphärisches, dämonisches, lyrisches, tragisches, dyonisches.
Das Modell der Bronzefigurengruppe wurde 1911 anläßlich des 100. Geburtstages von Richard Wagner vom Bildhauer und Maler Richard Guhr (* 1873 - † 1956) entworfen. Aus einer Eigeninitiative heraus gestaltete er sein monumentales Wagner-Denkmal. 1912 wurde es als Gips-Modell fertiggestellt.
Ursprünglich sollte das Denkmal (weißer Marmor) nach der Fertigstellung im Großen Garten in Dresden aufgestellt werden. Jedoch die Stadtväter hatten kein Verständnis dafür.
Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und durch die Wirtschaftskrise wurde die Fertigstellung verhindert. Das Denkmal geriet in Vergessenheit.
Danach bot sich eine Alternative in Teplitz (Teplice) in Böhmen an, wo es im Kurpark aufgestellt werden sollte. Hier entwarf im Sommer 1842 Richard Wagner seinen Tannhäuser. 1928 ließ er es dann in der Bronzegießerei Milde in Dresden herstellen. Doch auch hier kristallisierte sich Ärger (Deutschtum) heraus und es kam zu keiner Aufstellung, so dass die Bronze bis 1933 hier lagern sollte.
Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und durch die Wirtschaftskrise wurde die Fertigstellung verhindert. Das Denkmal geriet in Vergessenheit.
Danach bot sich eine Alternative in Teplitz (Teplice) in Böhmen an, wo es im Kurpark aufgestellt werden sollte. Hier entwarf im Sommer 1842 Richard Wagner seinen Tannhäuser. 1928 ließ er es dann in der Bronzegießerei Milde in Dresden herstellen. Doch auch hier kristallisierte sich Ärger (Deutschtum) heraus und es kam zu keiner Aufstellung, so dass die Bronze bis 1933 hier lagern sollte.
Hammer, Christian Gottlob (* 1779 - † 1864): Die Lochmühle im Liebethaler Grund. Aquarell 1857.
Erst Anfang der 1930er Jahre wurden neue Anstrengungen unternommen, die Monumentalgruppe aufzustellen. Guhr hatte vier Forderungen an Sizzo Stief (* 1900 - † 1975), ein Schüler von ihm, der sich stark dafür einsetzte: 1. Der Platz muss zu Richard Wagner in Beziehung stehen, 2. der Platz sollte gestiftet werden, 3. der Platz sollte unentgeltlich geschaffen werden und 4. Denkmal und Anlage sollten unter behördlichen Schutz stehen. [3]
1932 - 1933 wurde das Vorhaben in Verbindung mit einem Sockel an seinem heutigen Standort an der Wesenitz unter Leitung von S. Stief umgesetzt. Der Gastwirt der sogenannten Lochmühle im Liebethaler Grund in der Sächsischen Schweiz hatte ein Felsengelände auf seinem Grundstück zur Verfügung gestellt. Er versprach sich dadurch touristischen Zustrom.
Der Standort bedeutete aber auch eine Integrierung in den Dichter-Musiker-Maler-Weg, eine Wanderstradition für die sich Guhr begeisterte. Richard Guhr finanzierte den Aufbau des Denkmals und den Sandsteinsockel. Am 21.05.1933 kam es zur endgültigen Einweihung des Denkmals. Die Feierlichkeiten fanden zu Ehren des 120. Geburtstags Wagners und anläßlich der 700-jährigen Gründung von Pirna statt.
Der Musikwissenschaftler Eugen Schmitz (* 1882 - † 1959) sagte in seiner Einweihungsrede:
Richard Guhr berichtete von zahlreichen Widerständen gegen seine Wagner-Ehrung. 1942 sollte das Denkmal zu Kriegszwecken eingeschmolzen werden. Der damalige Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust (* 1883 - † 1945) schrieb einen Brief an den Künstler, in dem er um Verständnis für dieses „Opfer für die Zukunft der Nation und die Erhaltung deutscher Art und Kultur.“ bat. Guhr konnte sich jedoch durchsetzen und das Denkmal blieb erhalten.
Ein Spruchband ziert den Sockel:
In Vorbereitung des 200. Geburtstages von Richard Wagner wurde das Denkmal 2013 umfänglich saniert. Diese Arbeiten dauerten dann durch unvorhergesehene Erschwernisse schlussendlich bis zum Oktober 2014.
An dieser Stelle einige Bilder zur Lochmühle, Gedenktafeln und dem Richard-Wagner-Denkmal.
Eduard Dietrich: Der betrogene Teufel in der Lochmühle.
Bilder:
1932 - 1933 wurde das Vorhaben in Verbindung mit einem Sockel an seinem heutigen Standort an der Wesenitz unter Leitung von S. Stief umgesetzt. Der Gastwirt der sogenannten Lochmühle im Liebethaler Grund in der Sächsischen Schweiz hatte ein Felsengelände auf seinem Grundstück zur Verfügung gestellt. Er versprach sich dadurch touristischen Zustrom.
Tafel Malerweg am Anfang des Liebethaler Grundes.
Der Standort bedeutete aber auch eine Integrierung in den Dichter-Musiker-Maler-Weg, eine Wanderstradition für die sich Guhr begeisterte. Richard Guhr finanzierte den Aufbau des Denkmals und den Sandsteinsockel. Am 21.05.1933 kam es zur endgültigen Einweihung des Denkmals. Die Feierlichkeiten fanden zu Ehren des 120. Geburtstags Wagners und anläßlich der 700-jährigen Gründung von Pirna statt.
700 Jahre Pirna, 1933.
Der Musikwissenschaftler Eugen Schmitz (* 1882 - † 1959) sagte in seiner Einweihungsrede:
Als Künderin aller Herrlichkeiten von Gottes freier Natur hat Richard Wagners Kunst Monumentales verwirklicht. Dafür soll dieses monumentale Mal inmitten von Gottes freier Natur Zeuge sein. [4]
Richard Guhr berichtete von zahlreichen Widerständen gegen seine Wagner-Ehrung. 1942 sollte das Denkmal zu Kriegszwecken eingeschmolzen werden. Der damalige Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust (* 1883 - † 1945) schrieb einen Brief an den Künstler, in dem er um Verständnis für dieses „Opfer für die Zukunft der Nation und die Erhaltung deutscher Art und Kultur.“ bat. Guhr konnte sich jedoch durchsetzen und das Denkmal blieb erhalten.
Ein Spruchband ziert den Sockel:
DES RITTERS DRUM SOLLT ZWEIFEL IHR NICHT HEGEN [5]
In Vorbereitung des 200. Geburtstages von Richard Wagner wurde das Denkmal 2013 umfänglich saniert. Diese Arbeiten dauerten dann durch unvorhergesehene Erschwernisse schlussendlich bis zum Oktober 2014.
An dieser Stelle einige Bilder zur Lochmühle, Gedenktafeln und dem Richard-Wagner-Denkmal.
Fotos: Thomas Seidel.
Eduard Dietrich: Der betrogene Teufel in der Lochmühle.
Die Sage von der Lochmühle im Liebethaler Grunde
Literatur zu Richard Wagner im Liebethaler Grund.
Bilder:
- Richard-Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund. Bronzetafel im Sockel. Text:
Unter dem Schutze der Amtshauptmannschaft Pirna wurde hier an der Werdestaette des Lohengrin dem Meister von dankbaren Verehrern das erste Denkmal in Sachsen errichtet mit freiwilliger Hilfe der werktaetigen Jugend aus den umliegenden Gemeinden - Muehlsdorf-Lochmuehle / im Wagnerjahr 1933. - Wegweiser am Malerweg in der Nähe der Lochmühle (Liebethaler Grund).
Quellen:
- Andersen, Hans Christian: Reise nach Dresden und in die Sächsische Schweiz. Wolfgang Jess Verlag, Dresden 1941, S. 25.
- Zühlke, Dietrich (Hrsg.): Pirna und seine Umgebung. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet von Pirna, Heidenau, Dohna. In: Akademie der Wissenschaften der DDR - Institut für Geografie und Geoökologie - Arbeitsgruppe Heimatforschung Prof. Dr. Heinz Lüdemann, Prof. Dr. eh. Edgar Lehmann und Dr. Dietrich Zühlke (Hrsg.): Werte unserer Heimat. Veröffentlichungen der Komission für Heimatforschung, Band 9, bearbeitet in der Arbeitsstelle Dresden. Berlin Akademie-Verlag, Berlin 1966, S. 42 ff.
- Eichhorn, Ulrike (Hrsg.): Das Lohengrinhaus in Graupa und Das Richard-Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund. Erforschtes und Erlebtes von Sizzo Stief. (= Edition Eichhorn) epubli, Berlin 2010, S. 20.
- Schmitz, Eugen: Einweihungsrede. Nach Wikipedia.
- Wagner, Richard: Lohengrin. Dritter Aufzug, Dritte Scene, Lohengrin:
In fernem Land, unnahbar euren Schritten, // liegt eine Burg, die Monsalvat genannt; // ein lichter Tempel stehet dort in Mitten, // so kostbar, wie auf Erden nichts bekannt: // drinn ein Gefäß von wunderthät'gem Segen // wird dort als höchstes Heiligthum bewacht, // es ward, daß sein der Menschen reinste pflegen, // herab von einer Engelschaar gebracht; // alljährlich naht vom Himmel eine Taube, // um neu zu stärken seine Wunderkraft: // es heißt der Gral, und selig reinster Glaube // ertheilt durch ihn sich seiner Ritterschaft. // Wer nun dem Gral zu dienen ist erkoren, // den rüstet er mit überird'scher Macht; // an ihm ist jedes Bösen Trug verloren, // wenn ihn er sieht, weicht dem des Todes Nacht. // Selbst wer von ihm in ferne Land' entsendet, // zum Streiter für der Tugend Recht ernannt, // dem wird nicht seine heil'ge Kraft entwendet, // bleibt als sein Ritter dort er unerkannt: // so hehrer Art doch ist des Grales Segen, // enthüllt – muß er des Laien Auge flieh'n; // des Ritters drum sollt Zweifel ihr nicht hegen, // erkennt ihr ihn, dann muß er von euch zieh'n. – // Nun hört, wie ich verbot'ner Frage lohne! // Vom Gral ward ich zu euch daher gesandt: // mein Vater Parzival trägt seine Krone, // sein Ritter ich – bin Lohengrin genannt.
Links:
- Richard-Wagner-Stätten Graupa
- Liebethaler Grund
- Richard-Wagner-Stätten Pirna-Graupa (Homepage)
- Richard-Wagner-Stätten Graupa
- Gemeinde Lohmen (Sachsen)
- Malerweg 1. Abschnitt (Nationalpark Sächsische Schweiz)
- Malerweg Teil 1 (Wanderweg)
- Mühlentour Wesenitz (Wandergebiet)
Bibliografie:
- Eichhorn, Ulrike (Hrsg.): Das Lohengrinhaus in Graupa und Das Richard-Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund. Erforschtes und Erlebtes von Sizzo Stief. (= Edition Eichhorn) epubli, Berlin 2010.
- Eichhorn, Ulrike: Richard Wagners Wanderwelt in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Tauchaer Verlag, D
- Stummann-Bowert, Ruth: Ein Leben für Richard Wagner. Richard Guhr. Maler und Bildhauer 1873 bis 1956. (= Veröffentlichungen der Stiftung Museum Fritzlar, Nr. 2.) Fritzlar 1988.
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