Viktor Heinrich Donatien Wilhelm Schulz-Beuthen
* 1838 - † 1915
Komponist, Musikpädagoge
Er war mit Mathilde Wesendonck befreundet. Er vertonte einige ihrer Gedichte.
Er besuchte die Universität Breslau und war Schüler des Leipziger Conservatoriums.
Nach seiner Promotion ging er wegen wirtschaftlicher Not in die Schweiz und war von 1866 - 1880 Lehrer für Komposition in Zürich. Hier wurde er von Otto und Mathilde Wesendonck unterstützt. In der Schweiz traf er auf Richard Wagner, den Schriftsteller Gottfried Keller und war mit Mathilde Wesendonck befreundet.
1881 wurde er Musiklehrer in Dresden, hier wohnte er in der Winkelmannstraße (22, danach 23), danach 1893 - 1895 in Wien und seit 1895 wieder in Dresden.
Adresseintrag 1882: Schulze, Vict. H. Donatien. [1]
Adresseintrag 1883: Schulz, Vikt. H. Donatin W. [2]
Er war der Theorielehrer von Otto Richter, der 1934 in der Zeitschrift für Musik über seine Dresdner Erinnerungen an Mathilde Wesendonck einen Aufsatz veröffentlichte.
Er war ein Komponist der Hochromantik und Musikpädagoge. Er schrieb 8 Symphonien (Nr. 1 und 10 unvollendet), ein Klavierkonzert, Ouvertüren, 4 Opern, Ballade, Requiem, Pianoforte- und Violin-Stücke, Lieder etc. Leider sind seine Symphonien im 2. Weltkrieg verbrannt.
Er vertonte einige Gedichte von Mathilde Wesendonck:
- 1871: Liederzyklus: 8 Dichtungen von Mathilde Wesendonck
- 18??: Lied: Der Singeschwan (No. 6 aus einem Lieder-Cyklus)
- 18??: Gedichte von Mathilde Wesendonck: Weitere Gedichte
In den Jahren 1868 bis 1878 schuf er wohl eine der weltweit ersten Märchenopern. Der Zauberschlaf (Aschenbrödel) entstand nach einem Text von Mathilde Wesendonck.
Wenige Werke wurden zu seinen Lebzeiten veröffentlicht. Sein Nachlass wurde von seiner Tochter Brunhilde betreut. Ein Großteil seiner Werke fiel dem Bombardement der Stadt Dresden 1945 zum Opfer. Franz Liszt äußerte sich in seinem Brief vom 18. Juli 1869 an ihn so: [3]
Hochgeehrter Herr!
Durch die Widmung Ihres 42. und 43. Psalms erwiesen Sie mir eine künstlerische Ehre, wofür ich Ihnen aufrichtig dankbar bin. Seit lange gab mir keine neue Komposition, so wie die Ihrige, den Eindruck des geistig-Kräftigen, musikalisch Vollendeten. Hoch über den ausgezeichneten der selben Gattung steht dies Werk; ja es scheint mir selbst noch mehr gerundet, prägnant, mächtig, als Ihr 29. Psalm, den ich beim ersten Durchlesen rechtmäßig als ein hervorragendes Werk anerkannte. Die gewaltige Wirkung des 29. Psalm bei der Dessauer Tonkünstler-Versammlung bestätigte meine Voraussage und ich bin überzeugt, daß, wo immer der 42. und 43. Psalm gehört wird, alle seelenbefähigte Menschen seine erhabene Schönheit empfinden und Ihnen Werteres als gewöhnlichen Beifall zollen.
Worte machen erwarten Sie nicht von mir. Ich verstand mich nie darauf, und weniger als je möchte ich es in meinen alten Tagen versuchen. Erlauben Sie mir also, hochgeehrter Herr, Ihnen ganz offen zu sagen: Sie dürfen nicht in der Ferne abgeschlossen verweilen. Ihre herrlichen Werke müssen aufgeführt, gedruckt und verbreitet werden. Obschon ich, vermöge des faulen und frechen Herumschwätzens zahlreicher Preß-Koryphäen, auf ein Minimum von Einfluß in musikalischen Sachen reduziert wurde, hoffe ich doch, an ein paar Orten zunächst die Aufführung Ihrer Psalmen zu veranlassen.
Mit aufrichtiger Hochschätzung
verbleibt Ihnen ergebenst
F. Liszt
den 18. Juli 1869,
Weimar.
Die Musik-Woche, Leipzig schrieb im Oktober 1902:
Unter den neuen Sinfonikern nimmt Heinrich Schulz-Beuthen in Dresden eine der ersten Stellen ein. Umsomehr ist es die Pflicht der Presse, an ihrem Teile dazu beizutragen, daß Liszts Worte zur Tat werden, nicht nur inbezug auf die Konzertgesellschaften und großen Orchester, sondern auch in bezug auf die Opernbühnen Deutschlands betr. der Opern "Aschenbrödel", die "Paria" usw.
Die Esdur-Sinfonie (Maestosa) ist ein SWerk von heldenhafter Kraft und Schönheit. Dr. F. Stade in Leipzig stellte sie in die Nähe von Beethovens "Eroica".
Schulz-Beuthen ist entschieden einer der universalsten und erfindungsreichsten Komponisten der Gegenwart.
Das Dresdner Salonblatt Nr. 10 schrieb 1908:
An einer andern Stelle urteilt Franz Liszt über den Tondichter und seine Schöpfungen folgendermaßen: "In der Hauptsache, in der Erfindung ist Schulz-Beuthen vielen andern, die durch glättere Mache jetzt das Oberwasser haben, bei weitem überlegen und das sichert seinen Werken die Zukunft."
Anläßlich seines 70. Geburtstages wurde ein Konzert gegeben, bei dem als Programmpunkt 5 aus den Acht Dichtungen das Lied № 8: Soldatenlied aufgeführt wurde.
Festschrift zu dem Konzert als Vorfeier des 70. Geburtstages des Komponisten H. Schulz-Beuthen.
Am 12.03.1915 verstarb er in Löbtau, Dresden.
Die Breslauer Zeitung schrieb am 9. Dezember 1915:
Jeder, der Sinn hat für herzliche, tiefempfundene Tonsprache, muß den Meister lieben. Alle musikalischen Formen füllt er mit neuem eigenen Gehalte. Geschreubtes, Gekünsteltes, Krankhaftes kennt er nicht. Seine Kunst ist Ausdruck des innerlichst Erlebten, "Sprache des Unaussprechlichen", die nicht berauscht und blendet, sondern zu dem uns Bewußtwerdenden ein Neues hinzufügt, uns Offenbarungen bringt und unsere Seelen nährt.
Schulz-Beuthens Opern stehen - man darf es wohl behaupten - auf derselben Höhe musikdramatischen Stiles wie Wagners Meisterwerke, obwohl Schulz-Beuthen in Erfindung und Verarbeitung ganz eigene Wege wandelt. Wann findet sich eine Persönlichkeit, die solche Meisterwerke zu tönendem Leben erweckt?
Fritz Hornickel schrieb in einem Brief im März 1916 anläßlich des 1-jährigen Todestages (und der wieder gestrichenen Gedächtnisfeier) von Heinrich Schulz-Beuthen:
Auch seine drei Opern "Aschenbrödel", "Die Verschollene" und die "Paria", obgleich die selben erfüllt von dramatisch pulsierendem Leben, stofflich meisterhaft konzentriert und von tiefem sittlichen Gehalt sind, somit die Gewähr dauernder Zugkraft in sich tragen, außerdem in ihrem Reichtum von originalen, eindringlichen Melodien voll strahlender, erhabener Schönheit, musikalisch vollkommen auf der Höhe des gewaltigen Schaffens R. Wagners stehen, ließ die kgl. Hofoper bislang unberücksichtigt. Man wird einst gar nicht begreifen können, wie es überhaupt nur möglich war, derartig überragende Meisterwerke zu übergehen.
Das Oberschlesische Landesmuseum gestaltete vom 22.05. - 07.08.2016 die Ausstellung Heinrich Schulz-Beuthen (1838–1915). Leben – Lebenswerk – Inspiration.
Bilder:
- Heinrich Schulz-Beuthen.
Quellen:
- Adreß- und Geschäfts-Handbuch der königlichen Residenz- und Hauptstadt Dresden 1882. S. 358.
- Adreß- und Geschäfts-Handbuch der königlichen Residenz- und Hauptstadt Dresden 1883. S. 365.
- Zosel, Alois: Heinrich Schulz-Beuthen. 1838-1915. Leben und Werke. Ein Beitrag zur Geschichte der neueren Programmusik. Diss. Leipzig 1931, S. 17.
Links:
Bibliografie:
- Schulz-Beuthen, Heinrich: 8 Dichtungen von Mathilde Wesendonck für eine Tenorstimme mit Klavierbegleitung. Autograph 1871.
- Obrączka, Piotr: Heinrich Schulz-Beuthen. Niemiecki kompozytor z Bytomia. In: „Bytomskie tematy”. Bytom 2011, s. 17–34.
- Walton, Chris (Hrsg.): Heinrich Schulz-Beuthen (1838–1915). Eine biographische Skizze, mit seinen gesammelten Rezensionen für die „Neue Zürcher Zeitung“, dem Libretto zur Märchen-Oper Der Zauberschlaf nach Mathilde Wesendonck und einem vollständigen Werkverzeichnis herausgegeben von Chris Walton. In: Hundertundsiebenundachtzigstes Neujahrsblatt der Allgemeinen Musikgesellschaft Zürich. Auf das Jahr 2003. Kommissionsverlag Hug & Co., Zürich 2003.
- Walton, Chris: Lost without Trace: hunting for Heinrich Schulz-Beuthen. In: The Musical Times. Vol. 147, Nr. 1895, The Musical Times Publications Ltd., 2006, pp. 25 - 38.
- Zosel, Alois: Heinrich Schulz-Beuthen. 1838-1915. Leben und Werke. Ein Beitrag zur Geschichte der neueren Programmusik. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Philosophischen Fakultät der Universität zu Leipzig. Vorgelegt von Alois Zosel aus Böhmisch-Leipa. Leipzig 1931.
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