Der Zauberschlaf oder
Aschenbrödel
⌂ 1879
Märchenoper
Heinrich Schulz-Beuthen schuf diese Oper nach Vorlagen von Mathilde Wesendonck.
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Der Komponist Heinrich Schulz-Beuthen schuf in den Jahren 1868 - 1878 die wohl erste Märchenoper - Der Zauberschlaf (Mit freier Benutzung der Mährchen: "Aschenbrödel" und "Dornröschen"), romantische Oper in 3 Aufzügen, nach der Dichtung Aschenputtel von M. Wesendonck.
In der Festschrift zu seinem 70. Geburtstag (Sonderabdruck aus dem "Dresdner Salonblatt", Heft 10, 1908) wird von seiner Oper Aschenbrödel, einer reizvollen Märchenoper, gesprochen.
1879 wurde das Libretto veröffentlicht (Zürich, Selbstverlag des Componisten, Druck der Genossenschaftsbuchdruckerei, 40 S.) [ZBZ DQ 785]. Die Musik wurde wohl nicht veröffentlicht und blieb Manuskript. Das Autograph der Oper gilt als verschollen.
Die Uraufführung seiner ersten Oper fand am 13. März 1879 in Zürich (Stadttheater) unter der Leitung von Lothar Kempter (* 1844 - † 1918) statt. Die konzentrierte Fassung mit den Zwischenpausen und Overtüre dauerte 2,5 Stunden (lt. Zosel). Es folgten zwei weitere Aufführungen.
Es besteht die Annahme, lt. Alois Zosel, dass die Oper im Jahre 1871 komponiert wurde.
Die Partitur der Uraufführung könnte ebenfalls den Flammen zum Opfer gefallen sein (Brand des Stadttheaters in der Neujahrsnacht 1889/90). Aufführungen an anderen Orten sind nicht bekannt. [1]
Dieses Märchen vereint die Geschichten von Dornröschen und Aschenbrödel. Die "Märchenoper" wurde im späten 19. Jahrhundert ein populäres Genre, vor allem durch Engelbert Humperdinck (* 1854 - † 1921).
2003 erschien im Kommissionsverlag Hug eine neue Ausgabe. Im "Neujahrsblatt der Allgemeinen Musikgesellschaft Zürich", 187 (111 S., Ill., Noten; hrsg. von Chris Walton) wurde neben einer biografischen Skizze, Rezensionen, dem Werkverzeichnis auch das Libretto zur Oper veröffentlicht [ZBZ TU 425: 187].
Ein kleines Textbeispiel, die Rezensionen zu der Oper und Stimmen der Zeitgenossen zum Lesen.
Serie Deutsche Märchen aus dem Verlag Meissner & Buch. Sign. Paul Hey.
Erster Aufzug.
(Die Dekorationen sind in Betreff des Baustyls ähnlich denjenigen in Moritz von Schwind's Bildern zu «Aschenbrödel» [romanisch und maurisch] herzustellen).
Scene I.
(Scenerie: Große Küche: An der linken Seite des Hintergrundes der Heerd, davor zur Seite ein Fenster zum Oeffnen. Im Hintergrunde selbst: Durchbrochene Wand (3 offene Rundbogenfenster und offene Thür), dahinter ein Grab mit einem Haselbaum auf einer Rasenanhöhe sichtbar. Heller Mondschein.)
Aschenbrödel: (Kommt hastig von Außen.)
Ganz unbemerkt gelang mir's zu entfliehen.
Den Prinzen täuschte ich durch falschen Weg der Flucht,
Daß er mich jetzt auf and'rer Fährte sucht.
Die Schwestern kehren nicht so bald. -
(Sie geht zum Grabe ihrer Mutter.)
Haselbäumchen, ich danke dir,
Nimm zurück die wonnige Zier;
(Betrübt.)
Zwölfe schlug's, ich mußte fort,
Zur rechten Zeit bin ich am Ort.
Wie fleißig sind die Täubchen gewesen!
Sie haben die Linsen mir aufgelesen,
Fein säuberlich und rein,
's könnt nimmer besser sein!
Nicht lässig dürfen die Schwestern mich schelten,
Ach; könnt' ich's euch guten Thierchen vergelten!
(Setzt sich und blickt träumerisch in's Feuer.)
Was sprach er nur?
Noch weiß ich's kaum,
Es ist mir Alles wie ein Traum:
(Leise.)
«Dein Antlitz gleicht der Himmelsau,
Drin Sterne freundlich blinken.»
Dann wirbelte Musik darein,
Hin schwebten wir in bunten Reih'n;
Ein Blümlein brach vom Kranze,
Das hob er auf im Tanze
Und sprach dann sanft, zu mir geneigt:
«Holdes Engelangesicht,
Sag' mir, was das Blümlein spricht?»
Flüsternd ich: Vergißmeinnicht!
(Ängstlich umherirrend.)
Weh' mir, die Schwestern kommen!
Weh' mir, wie entgeh' ich ihrem Zorn?
(Stellt sich schlafend.)
Dr. H.: Neue Zeitschrift für Musik. Jg. 75, Nr. 15, 4. April 1879.
Trotz plötzlicher Heiserkeit des Bass. Fassbender, der nicht mehr, wegen zu kurz bemessener Zeit, andererseits vertreten werden konnte, wodurch eine kleine Störung hervorgerufen wurde, hatte die Oper durchschlagenden Erfolg. Sämmtliche Mitwirkende führten mit wahrhafter Begeisterung ihre Aufgabe durch ... Die an musikalischen Schönheiten reiche Oper gewann schon bei ihrer in Form und Inhalt vollendeten grossen Ouvertuere die wärmste Teilnahme der zahlreichen Zuhörerschaft, welche den ebenso bescheidenen als mit hochbedeutendem Talent ausgestatteten Componisten durch mehrmaligen Hervorruf bei jedem Abschluss ehrte und ihm ... verdiente Lorbeeren spendete ... Besondere Anerkennung verdient die überaus umsichtige Leitung unseres begabten Cpllm. Kempter. Der Componist hat in Anbetracht des misslichen Umstandes, seine eigenen Werke nur wenig hören zu können, in dieser Oper erstaunliche Virtuosität in der Instrumentation an den Tag gelegt und die hiesigen Kritiker und Kenner sind darüber einig, dass dieselbe, trotzdem diese Oper gegenüber Wagner andere Principien (organische Umgestaltung oder Ausbildung von zu Grunde liegenden vollständig ausgesprochenen Themen im Einklang mit dem Fortgang der Handlung) aufzuweisen hat, mit Wagner'scher Meisterschaft durchgeführt ist ... Das zu Grunde liegende Sujet, aus welchem einige kleine Härten in sprachlicher Beziehung leicht zu entfernen sind, ist für poetische, prächtige Entfaltung musikalischen Ausdrucks ganz besonders geeignet. Kurz, wir wünschen der durch seine Charakteristik und zum Herzen sprechende schön und original erfundene Melodien ausgezeichneten Oper weiteste Verbreitung und Erfolg, welche sie im vollen Maasse verdient.X: Schweizerische Musikzeitung und Sängerblatt. 19. Jg., Nr. 9, Zürich, 17. Mai 1879, S. 70.
Das Drama verlangt Charaktere und weder der Prinz noch Aschenbrödel genügen dieser Forderung. Die beiden «bösen» Schwestern machen uns allerdings im Alter von unter 10 Jahren schaudern; auf der Bühne gesehen werden sie mit ihrem ewigen Keifen bloss langweilig. Wenn die Oper keinen nachhaltigen Erfolg haben sollte, so liegt unserer Ansicht nach die Schuld an der verfehlten Wahl des Stoffes, denn die Musik enthält eine Menge der reizendsten Sachen. Als besonders schöne Nummern seien hervorgehoben: die erste Scene des ersten Actes (Aschenbrödel vom Ball heimkommend), der Jagdchor und das darauf folgende Arioso des Prinzen («Wald und Fluren sind mir verwandelt») im gleichen Act. Desgleichen die erste Scene des zweiten Aufzuges [...]. Komisch wirksam ist der Chor der Doctoren; nur wurde er hier gar zu sehr ins Possenhafte herabgezogen. Weniger gelungen sind die Partien der «Schwestern», des «Narren» und die Szene des Erwachens des Prinzen im dritten Act [...]. Sie alle spielen stark in Wagner hinüber und leider nicht in den besten. [...] Unbedeutender sind auch die grossen Ensemble-Nummern und namentlich die Actschlüsse. Sie sind schon zu Ende, bevor sich ein Gedanke recht entwickelt hat und dies gibt ihnen etwas Schwächliches. Das Beste und Eigenartigste hat der Componist in den lyrisch-naiven Scenen gegeben und deshalb glauben wir auch, dass dies sein eigentlichstes Feld ist.
Fritz Hornickel schrieb in einem Brief im März 1916 anläßlich des 1-jährigen Todestages (und der wieder gestrichenen Gedächtnisfeier) von Heinrich Schulz-Beuthen:
Auch seine drei Opern "Aschenbrödel", "Die Verschollene" und die "Paria", obgleich die selben erfüllt von dramatisch pulsierendem Leben, stofflich meisterhaft konzentriert und von tiefem sittlichen Gehalt sind, somit die Gewähr dauernder Zugkraft in sich tragen, außerdem in ihrem Reichtum von originalen, eindringlichen Melodien voll strahlender, erhabener Schönheit, musikalisch vollkommen auf der Höhe des gewaltigen Schaffens R. Wagners stehen, ließ die kgl. Hofoper bislang unberücksichtigt. Man wird einst gar nicht begreifen können, wie es überhaupt nur möglich war, derartig überragende Meisterwerke zu übergehen.
Bilder:
- Ausschnitt aus, 1800.
Quellen:
- Walton, Chris: Heinrich Schulz-Beuthen. In: 187. Neujahrsblatt der Allgemeinen Musikgesellschaft Zürich, 2003.
Links:
Bibliografie:
- Wesendonck, Mathilde: Märchen und Märchen-Spiele. Selbstverlag, Druck von David Bürkli, Zürich 1864.
- Walton, Chris: Heinrich Schulz-Beuthen. In: 187. Neujahrsblatt der Allgemeinen Musikgesellschaft Zürich, 2003.
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