Kaufmann Benecke
* 18?? - † 18??
Geschäftspartner von Otto Wesendonck
Er ist ein 'kunstliebender' Londoner Handelsfreund [1] von Otto Wesendonck.
Er ist ein reicher Kaufmann deutscher Herkunft. Seine Frau ist eine Verwandte Mendelssohns. Sein Geschäft lag in London er selbst wohnte außerhalb der City in einer Villa in Camberwell.
Benecke's sind übrigens auch hier berühmt als ein sehr kunst (?) freundliches, reiches Haus. (2 - 21.03.1855)
Otto Wesendonck empfahl ihn Richard Wagner, als dieser 1855 in London zu Konzertauftritten weilte.
Zunächst hatte er den Mann in seinem Geschäftslokal in der City aufgesucht; dann war er, bald nach dem ersten Konzert, in dessen eigenem Wagen nach der Wohnung seines neuen Gönners abgeholt worden, um den Glanz seiner gastlichen Häuslichkeit in Camberwell, 8 Meilen von Wagners Wohnung entfernt, in der Nähe zu bewundern. [1]
In einem Brief vom 05.04.1855 an Otto Wesendonck schrieb Wagner:
Nun muss ich Ihnen doch auch noch etwas von der Familie Benecke sagen. Das wird keine Kleinigkeit sein, denn diese Familie ist sehr stark. Sie wohnt in Camperwall, 8 Meilen von meiner Wohnung, und findet sich regelmässig Sonnabends in der Stärke von ungefähr einem Viertelhundert Köpfen zusammen. Er ist ein ganz netter Mann, Bourgeois von Kopf zu Fuss, wohlwollend und musikalisch: Sie ist eine Verwandte Mendelssohn's, klug, zurückhaltend und – nicht übel. – Töchter, Söhne, Schwäger, Schwägerinnen, Vetter[n] und Muhmen setzen sich nach dem Essen zum Thée hin – ganz anders wie bei Ihnen – und lassen sich von zwei oder drei andren Verwandten Klavier und Gesang vorführen, – natürlich nur von Mendelssohn. Ich habe diess Ereigniss nun bereits zweimal erlebt: für nächsten Samstag habe ich leider eine Abhaltung. Woran das Viertelhundert mit mir ist, dürfte ihm noch nicht klar geworden sein; vielleicht findet sich das im Laufe der Zeit. Ich glaube, Benecke's Wohlwollen wird sich auch in einer gemüthlichen Bearbeitung der Presse äussern: wenn auf diese Art einmal ein recht "gehaltvoller" Artikel zum Vorschein kommt, schicke ich ihn Ihnen. [2]
An Minna schrieb Wagner in mehreren Briefen [3]:
27.03.1855:
... heute früh um 10 Uhr kam schon Herr Beneke bei mir vorgefahren, um mir – unter andren – auch zu bezeugen, dass man hier noch nie die Symphonie verstanden hätte, und erst mit dieser ausserordentlichen Aufführung das Verständniss selbst den Kennern erschlossen worden wäre; so hätte man sie aber auch noch nie gehört.31.03.1855:
Morgen bin ich wieder bei Beneke's, wo es gemüthlich ledern hergeht und schliesslich mit ziemlicher Frechheit musicirt wird. Hierüber schreibe ich nächstens Wesendonck's.05.04.1855:
... da ich doch oft ausgeladen bin, bei Präger, Sainton, ein paar mal schon bei Benecke (wo es übrigens infam langweilig ist, so dass ich's jetzt für einige Zeit verschworen habe!)25.05.1855:
Herr Benecke, den im 3ten Conzert meine etwas kalte Direction (in Glacé Handschuhen) der einen Mendelssohnschen Symphonie gekränkt haben mochte, ist mir durch das letzte Conzert, und namentlich durch die Tannhäuser-Ouvertüre, wieder versöhnt worden; ich habe ihm nun endlich zu nächsten Sonntag zusagen müssen, wo er – wie ich höre – mir zu Ehren alle Musik-Juden London's mit eingeladen hat.29.05.1855:
Vorigen Sonntag genoss ich das Glück, mit der Familie Benecke in Gesellschaft einer Anzahl Musik-Juden zu speisen: dieses Vergnügen bezahlte ich mich 8 Schilling; da Sonntag die Onmibusse alle besetzt waren, musste ich hin und zurück (jedesmal 8 engl. Meilen) ein Cab nehmen. Das sind so meine Freuden!
An Karl Klindworth (London) schrieb Richard Wagner, wieder in Zürich, am 04.10.1855 folgende Zeilen:
Ein Glück, daß es noch ein Camberwell giebt, wo alle Wonnen des Lebens sich in anmuthiger Gesellschaft und geistreicher Natur vereinigen. Vernachlässigen Sie nur Mr. Benecke nicht: von diesem Manne wird gewiß noch einmal Großes ausgehen, – mindestens viel Kinder und Liebe zu Mendelssohn. [4]
In Wagners Autobiografie liest sich das so:
Ein Kaufmann Beneke mit Familie, an welchen ich, damit mir doch auch in London ein «Haus» sich öffnete, von Wesendonck empfohlen war, bot mir viel Unbequemlichkeit. Zu den einigen Einladungen, welche mir von dorther kamen, hatte ich die Reise einer vollen deutschen Meile nach Camberwell zu machen, um allerdings durch diese Entdeckung in diejenige Familie gerathen zu sollen, bei welcher Mendelssohn, wenn er sich in London aufhielt, zu Hause war. Mit mir wussten die guten Leute nichts Rechtes anzufangen, als dass sie meine Direktion der Mendelssohn'schen Kompositionen vorzüglich fanden, und dafür mir Züge von dem «reichen Gemüthe» des Verstorbenen berichteten. [5]
Bilder:
- Camberwell.
Quellen:
- Glasenapp, Carl Friedrich: Das Leben Richard Wagners. Bd. III, 4. Buch, 3. London, S. 76 ff.
- Golther, Wolfgang (Hrsg.): Briefe Richard Wagners an Otto Wesendonk. 1852-1870. Berlin 1905, S. 15, 23
- Wagner, Richard: Sämtliche Briefe. Band 7, Briefe März 1855 bis März 1856
- Kloss, Erich (Hrsg.): Richard Wagner an Freunde und Zeitgenossen. Leipzig 1909, S. 174 ff.
- Wagner, Richard: Mein Leben. Zweiter Band., Dritter Theil. 1850-1861. F. Bruckmann A-G, München 1911, S. 619.
Links:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen