27.01.2013

Der Liederzyklus

Kein BildDer Liederzyklus


Saskia Klumpp, Sängerin (Alt / Mezzosopran)


Saskia Klumpp

 Die Wesendonck-Lieder nehmen eine auffällige Sonderstellung in Richard Wagners Werk ein. Diese liegt zunächst begründet in der Gattung an sich, denn Wagner war kein "Liedkomponist": Er komponierte die vergleichsweise geringe Anzahl von 25 Liedern und liedhaften Kompositionen, bei denen es sich auch nach Wagners eigener Einschätzung größtenteils um periphere Gelegenheits-kompositionen handelt. Von diesen heben sich jedoch deutlich die fünf Lieder auf Gedichte von Mathilde Wesendonck (1828-1902) ab, die als einzige einen großen Bekanntheitsgrad erreicht haben und über die Wagner selbst urteilte: "Besseres als diese Lieder, habe ich nie gemacht, und nur sehr weniges von meinen Werken wird ihnen zur Seite gestellt werden können." (Wagner an Mathilde Wesendonck am 09. Oktober 1858.)

Richard Wagner: Tristan und Isolde, Oper
John Duncan: Isolde reicht Tristan den Liebes- und Todestrank.

Über die Textvorlagen läßt sich Ähnliches kaum sagen: Die Gedichte Mathilde Wesendoncks, mit der Wagner zwischen 1852 - 58 jene legendäre Liebesbeziehung pflegte, sind von eher bescheidener poetischer Qualität. Ursprünglich wollte Wagner die Lieder "Fünf Dilettanten-Gedichte" für eine Frauenstimme mit Pianoforte-Begleitung nennen, was sein Verleger wohl vereitelte. Er vertonte die Texte in den Jahren 1857/58, auf dem Höhepunkt der Liebesbeziehung zu Mathilde Wesendonck und kurz vor ihrem durch die immer größer werdenden Spannungen zwischen den Ehepaaren Wagner und Wesendonck herbeigeführten Ende. Und er vertonte sie parallel zur Arbeit an "Tristan und Isolde" und eng mit dieser verknüpft: Mehr als nur Anklänge an das Lied "Im Treibhaus" finden sich im Vorspiel zum dritten Akt des "Tristan", in enger Beziehung mit der Duettszene im zweiten Akt steht das Lied "Träume".
Wagner schrieb darüber am 28.09.1861 wiederum an Mathilde: "Auch das Bleistiftblatt des Liedes fand ich, aus dem die Nachtszene entstanden. Weiss Gott! Mir gefiel das Lied besser als die stolze Szene! Himmel, das ist schöner als Alles, was ich gemacht!"

Wesendonck-Lieder

Man kennt die Wesendonck-Lieder vor allem als Orchesterlieder, wobei die originale Version tatsächlich die Klavierfassung ist. Wagner selbst stellte lediglich noch eine Fassung der "Träume" für kleines Orchester und Sologeige her, die er Mathilde am 23. Dezember 1857, während ihr Mann auf Geschäftsreisen war, als Geburtstagsständchen darbringen ließ und so den Eklat auslöste, der in der Trennung sowohl von Mathilde als auch von seiner Frau Minna gipfelte. Später schrieb er noch eine intime Instrumentalfassung des gesamten Zyklus für eine kleine, fast solistische Streicherbesetzung. Die bekannte Version für großes Orchester entstand erst nach Wagners Tod um 1893/94 durch den Dirigenten Felix Mottl. [1]

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin.


Quellen:
  1. Klumpp, Saskia: Die Liedzyklen: Richard Wagners Wesendonck-Lieder und Edward Elgars Sea Pictures. In: Texte zum Liederabend von Saskia Klumpp und Anita Keller am 3.3.2001. Programmhefttexte. Berliner Bach Gesellschaft e. V. 

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