24.11.2016

Myrrha Wesendonck

Myrrha WesendonckMyrrha Freifrau von Bissing,
geb. Wesendonck



* 1851 - † 1888

Tochter von Otto und Mathilde Wesendonck


Sie war die Tochter von Otto und Mathilde Wesendonck und die Frau des Offiziers Moritz Freiherr von Bissing.


Sie wurde am 07.08.1851 in Zürich geboren und wurde am 07.10.1851 getauft (Familie).

Joseph Kopf äußerte sich in seinen Erinnerungen über sie:
Das Töchterchen Myrrha Wesendonk ist ein liebes, feines, sanftes und gescheites Mädchen; oft ist sie dabei, wenn Frau Wesendonk zu Wagen mir die Umgebung von Zürich zeigt. [1]

Richard Wagner nannte sie in einem Brief auch "Myki".  [2]
Am 19.01.1859 schrieb er an Mathilde Wesendonck aus Venedig:
... Gewiß schreibe ich auch einmal an Myrrha: die wird Augen machen! Bereiten Sie sie nur auf meine Handschrift vor. ... [3]
So schrieb er ihr denn auch am 10.03.1859 einen mehrseitigen Brief mit u. a. folgende Zeilen:
Meine liebe Myrrha!
Das war ja ein ganz wunderschöner, wirklich geschriebener Schreibebrief, den Du mir geschrieben hast! Wer es nicht glauben will, der möge ihn selbst sehen! Mein Kind, so schön kann ich nicht schreiben; dazu bin ich schon viel zu alt! Wenn Du daher in meiner Antwort etwas nicht verstehen kannst, so bitte die Mama, wie sie Dir mit schönem Erfolge im Schreiben Unterricht ertheilt habe, möge sie Dir nun auch im Lesen beistehen. Zwar gibt es manches, was Du auch ohne die Mama wirst lesen können, das bezweifle ich keinen Augenblick; aber mit einem Briefe von mir wird es schon deshalb viel schwerer gehen, weil ich noch nie einer Myrrha das Schreiben gelehrt habe. So habe ich mich denn gewöhnt, ganz auf meine Weise zu schreiben, die Dir wohl etwas undeutlich vorkommen wird. Aber Mama soll helfen. –
Nun danke ich Dir recht sehr, meine liebe Myrrha, und es war recht schön von Dir, daß Du nicht gezweifelt hast, auch ich habe mit Euch um den lieben Guido geweint. Wenn Du ihm wieder Blumen schenkst, grüße ihn auch von mir! Sehr gefreut hat es mich, von Dir zu erfahren, daß der Karl so schön wächst. ...
Und grüße auch Papa und Mama recht schön; an Mama, die immer so gut ist zu schreiben, was bei Euch vorgeht, gib den beiliegenden Brief, und bitte sie recht schön, ruhig und heiter zu sein, wogegen Du ihr versprechen kannst, nun auch im Lesen recht fleißig sein zu wollen, damit Du bald meine garstigen Buchstaben ohne Hilfe lesen könnest. Dann bleiben wir beide gehörig im Briefwechsel! –
Und nun leb' wohl, liebe Myrrha! Hab' nochmals Dank und grüße den Karl auch noch recht schön von Deinem

Freunde und Onkel Richard Wagner. [4]
Und am 23.05.1859 schrieb er aus Luzern an ihre Mutter dann folgende Sätze:
... Und wie geht es sonst? Hat Myrrha gestern meine Depesche schön lesen können? Ich hatte sie sehr sauber geschrieben. Aber Mykis Handschrift wird immer schöner; wenn sie so fortfährt, bringt sie's noch bis zur Hand der Mutter, über die nun dann allerdings es nicht mehr hinausgeht. ... [5]

Der Freund des Hauses Wesendonck und der Philologe Ludwig Ettmüller, der im Jahre 1861 Professor der deutsche Sprache und Literatur am Zürcher Gymnasium war, schenkte zu Weihnachten dieses Jahres ihr das Buch mit der epischen Dichtung Columbus von Salomon Cobler (Zürich 1846) und schrieb diese Widmung hinein:

Ludwig Ettmüller: Widmung an Myrrha Wesendonck, 1861
Widmung Ludwig Ettmüllers an Myrrha Wesendonck, 1861 im Buch Columbus.
Seiner lieben kleinen anmuthigen Myrrah Wesendonck zu Weihnachten 1861 von
Ludw. Ettmüller.
[6]

Myrrha Wesendonck(Vergrößern 2) Im August 1871 komponiert Friedrich Hegar zum 20. Geburtstag von ihr den Marsch für Klavier 4hdg, G-Dur.

Am Sonntag, dem 01.10.1871 gaben ihre Eltern die Verlobung bekannt.
1872 zog sie mit ihren Eltern nach Dresden in die Wienerstraße 14
Am 22.08.1872 fand die Hochzeit mit dem Offizier Moritz Freiherr von Bissing (* 1844 - † 1917) in Dresden statt. Sein Onkel Erwin (* 1803 - † 1852) war mit der Schwester von Eliza Wille, Henriette 'Harriet' Sloman (* 1817 - † 1900), verheiratet. Später war er Rittmeister bei den Bonner Königshusaren. Das junge Paar wohnte in einem noblen Haus mit der Adresse externer Link Google-Maps Venusbergweg 1.

Venusbergweg 1, Bonn
Adresse in Bonn in der Nähe der Infanterie-Kaserne und dem Botanischen Garten.
Bonner Stadtplan von 1887.
 
Cosima vertraut am 20.08.1872 ihrem Tagebuch u. a. folgenden Satz an:
R. setzt die Widmung der Götterdämmerung für den König auf und schreibt einige schöne Zeilen an Myrrha Wesendonck zu ihrer Vermählung. [7]

Myrrha von Bissing(Vergrößern 3) Am 22.04.1873 wurde ihr Sohn Friedrich Wilhelm (* 1873 - † 1956) geboren.

Da ihr Mann die militärische Laufbahn eingeschlagen hatte, blieben häufige Ortswechsel nicht aus. 1882 diente er in Bonn, 1883 wechselte er nach Berlin und 1887 zogen sie nach Potsdam.

Gerade einmal 37-jährig verstarb sie am 20.07.1888 (10.07.1888?) in München, wo sie im Luftkurort Oberaudorf zur Erholung weilte.

Sie wurde im Familiengrab der Wesendoncks, welches im Jahr 1882 erworben wurde, beigesetzt.

Familiengrab Wesendonck Alter Friedhof Bonn
Familiengrab Wesendonck - Alter Friedhof Bonn.


Bilder:
  1. Vergrößern Ausschnitt: Willich, Cäsar: Myrrha Wesendonck im 10. Lebensjahr. 1861, Öl a. Lwd., 61,5 x 50 cm. [SMB 1991/G345] (s. a.: Familien- und Freundesbildnisse)
    Mit freundlicher Genehmigung: StadtMuseum Bonn.  
  2. Myrrha Wesendonck (Sammlung Jürg Wille). 
  3. Myrrha von Bissing.

Quellen:
  1. Kopf, Josef von: Lebenserinnerungen eines Bildhauers. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart und Leipzig 1899, S. 259.
  2. Kapp, Julius (Hrsg.): Brief vom 23.05.1859. In: Richard Wagner an Mathilde und Otto Wesendonk. Tagebuchblätter und Briefe. Hesse & Becker Verlag, Leipzig 1915, S. 199. 
  3. Will, Gustav (Hrsg.): Richard Wagner an Mathilde und an Otto Wesendonk. Tagebuchblätter und Briefe. Verlag von Th. Knaur Nachf., Berlin o. J. (um 1920), S. 124.  
  4. Ebenda. S. 131 ff.   
  5. Ebenda. S. 150. 
  6. Cobler, Salomon: Columbus. Epische Dichtung. Verlag von Meyer und Zeller, Zürich 1846. 
  7. Wagner, Cosima: Die Tagebücher. Band I. 1869 - 1877. Ed. u. komm. von Martin Gregor-Dellin und Dietrich Mack. R. Piper & Co. Verlag, München 1976, S. 563-564. 

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