20.12.2012

Richard Guhr

Richard GuhrProf. Albert Eduard Richard Guhr


* 1873 - † 1956

Maler, Bildhauer, Monumentalkünstler


Er schuf das Denkmal von Richard Wagner im Liebethaler Grund.


Er war Professor für Monumentalkunst an der Akademie Dresden und leidenschaftlicher Wagnerianer.

Er wurde am 30.09.1873 in Schwerin geboren. 

Sein Vater war Johann Friedrich Oswald Guhr (* 18.12.1840, Dresden - † 1???). Er war großherzoglicher Hofkapellist-Hofmusicus (Fagott) in Schwerin. Seine Mutter war Juliane Helene Auguste Gallus (* 23.08.1847, Dresden - † 09.08.1867, Dresden).

Er wurde geprägt durch die ehemaligen Residenzstädte Schwerin, Berlin und Dresden. Das Elternhaus gehörte zum gebildeten Bürgertum, das seine Herkunft und Schulbildung durch Militärdienst aufwertete. Guhr diente als Einjährig-Freiwilliger 1895 - 1896 beim Großherzoglich Mecklenburgischen Grenadier-Regiment 89.

1890 - 1891 absolvierte er ein zweijähriges Studium an der Kunstgewerbeschule in Dresden und von 1892 - 1893 an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin, unter anderem bei den Professoren Max Koch und Alfred Grenander.
Ab 1893 war er als Dekorationsmaler und -zeichner bei M. J. Bodenstein in Berlin tätig und beteiligte sich ab 1896 an Ausstellungen, darunter der Berliner Gewerbeausstellung. Im Jahhr 1901 folgte eine Ausstellung von Bildern im „Kunstsalon Gurlitt“.

Staatliche Akademie für Kunstgewerbe und Kunstgewerbemuseum
Staatliche Akademie für Kunstgewerbe und Kunstgewerbemuseum Dresden.
Vergrößerung
 
1902 wurde er künstlerischer Mitarbeiter des Architekten Bruno Möhring bei der Weltausstellung Louisiana Purchase Exposition in St. Louis.
Von 1904 bis 1914 besaß er schließlich eine eigene Wohnung und ein eigenes Atelier in Berlin-Charlottenburg.
An der Dresdner Kunstgewerbeschule wurde er am 01.01.1905 zum Professor für Bronzen ernannt und erhielt am 03.04.1907 den Professorentitel für Figurenmalen und Figurenzeichnen verliehen. Er trat 1906 der Dresdner Gruppe Zunft bei und nahm an der 3. Deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden mit eigenen Beiträgen teil. 32 Jahre lehrte er als Professor an der Dresdner Kunstgewerbeschule.

Goldener Rathausmann Dresden(2) 1900 - 1920 wurde er bekannt als Bildhauer dekorativer Bauplastik an Fassaden und Innenräumen mit Großaufträgen für figürliche Bronzegüsse für Repräsentationsprojekte, u. a. am Rathaus in Bremen, an der Stadtparkbrücke U-Bahnhof Berlin und für das Hotel Adlon (Kandelaber und Pfeilerkapitelle für die Innenausstattung) in Berlin.
Für das Rathaus in Dresden schuf er den fünf Meter hohen, herkulesartigen Rathausmann als vergoldete Bekrönung, für den der Ringer Ewald Redam (* 1884 - † 1947) aus Meißen Modell stand. [1]

Als Maler blieb Richard Guhr weitgehend unbekannt, obwohl er sich etwa ab 1920 verstärkt der Malerei zuwandte.
Er gilt als „Denk-Maler“, der neudeutschen Malerei der Nazarener sowie Moritz von Schwind und Arnold Böcklin verpflichtet. Mit seinen Werken wollte er zum Ausdruck bringen, dass sich deutsche Malerei und das Deutschtum als kulturelle und staatliche Einheit nur aus der altdeutschen Malerei regenerieren und als Volkserziehungsmittel wirken können, wobei die künstlerische Phantasie als autonomes mythenschaffendes Prinzip bewertet werden soll.
In Künstlerkreisen nannte man ihn spöttisch Michelangelo von Dresden.
Die Werke von ihm sind beispielhaft für das Weiterwirken der malerischen und literarischen Romantik, so der Triumph der Religion in den Künsten (Städelsche Institut in Frankfurt) oder sein Deutscher Parnaß für das Bochumer Rathaus.

An der Dresdner Kunstakademie, wo er seit 1934 Monumentalmalerei lehrte, war er ein umstrittener Einzelgänger und wurde auf eigenen Antrag zum 01.05.1938 in den Ruhestand versetzt.

In seinen symbolischen Bildern mit der Vorliebe für Utopien und vermeintliche Werte der Vergangenheit sowie der griechisch-germanischen Mythenwelt sieht er sich im Bereich der Malerei als Erfüller des Wagnerschen Auftrags der "arischen Regeneration". Deshalb begannen Anfang der 1920er Jahre völkische Gruppierungen in Dresden in ihm einen Propheten nationaler Erneuerung zu sehen. Nationalsozialistisch Orientierte nahmen seine Bilder, ohne dessen Einwände, weltanschaulich und politisch für sich in Anspruch.

Richard Guhr um 1930(3) Ab 1938 widmete er sich nun mit ganzer Kraft seiner Wagner-Ehrung, für die er Bilder in der Manier mittelalterlicher Tafelmalerei ausführte. 1938 bis 1944 konnte er in Dresden seine auf über Hundert Werke angewachsene Ehrung im Schloss Albrechtsberg zeigen, wo er sonntags persönlich Führungen veranstaltete. Infolge des externer Wiki-Link Bombenangriffs auf Dresden am 13.02.1945 wurde die Sammlung vernichtet. Er war ein gebrochener Mann.
 Hoffnung gab ihm die von seiner Frau - 1947 hatte er seine langjährige Haushälterin geheiratet - genährte Vorstellung, die verlorenen Werke noch einmal zu erschaffen. V. a. dieser Aufgabe widmete er sich bis an sein Lebensende. Außerdem entstanden Landschaften aus Höckendorf und Umgebung. [1]

Sonderausstellung in den Richard-Wagner-Gedenkstätten Graupa: Richard Guhr – zwischen Wagnerkult und Naturidyll Sonderausstellung in den Richard-Wagner-Gedenkstätten Graupa: Richard Guhr – zwischen Wagnerkult und Naturidyll
Sonderausstellung in den Richard-Wagner-Gedenkstätten Graupa:
Richard Guhr – zwischen Wagnerkult und Naturidyll. [2]

 
Beispiellos steht hierbei die über mehrere Jahrzehnte hinweg entstandene „Wagner-Ehrung“ von über einhundert Bildern – seinerzeit ausgestellt im Schloss Albrechtsberg, Dresden – die am 13. Februar 1945 zerstört wurde. Nach dem Krieg wurde Guhr nach einer wahrhaften Odyssee in Höckendorf im Osterzgebirge ansässig. Hier begann der Künstler, hochbetagt, unter schwierigsten Bedingungen die „Wagner-Ehrung“ noch einmal zu malen. Guhr starb 1956 und sein Werk geriet in Vergessenheit.
Die gemeinsame Sonderausstellung der Richard-Wagner-Stätten Graupa und des Stadtmuseums Pirna widmet sich zwei grundverschiedenen Schaffensphasen Guhrs, obwohl die zu sehenden Bilder im gleichen Zeitraum (wieder-) entstanden. Während in den Richard-Wagner-Stätten Graupa der farbintensive und extrovertierte Bilderzyklus der „Wagner-Ehrung“ zu sehen ist, sind es im Stadtmuseum die zurückhaltenden, stillen Landschaftsbilder und Portraits seines Spätwerks.
[2]

Guhr, Richard: Wagner mit Kind Christopherus Guhr, Richard: Wagner in Wolke mit zwei Köpfen
Guhr, Richard: Wagner mit Kind Christopherus / Wagner in Wolke mit zwei Köpfen. [2]

In seinem malerischen Werk, insbesondere in seinem Spätwerk, das zwischen 1946 und 1949 entstand (seit 1980 im Regionalmuseum Fritzlar) einschließlich des zwischen 1945 und 1956 wiedergemalten Torsos Wagner-Ehrung, gestaltet er Richard Wagner als eine Kultfigur durch seine Inbildsetzung Wagnerschen Gedankenguts.


Guhr, Richard: Richard-Wagner-Büste. 1933.

Das Modell der Bronzefigurengruppe von Richard Wagner im Liebethaler Grund wurde 1911/12 anläßlich des 100. Geburtstages von ihm entworfen. Aus einer Eigeninitiative heraus gestaltete er sein monumentales Wagner-Denkmal. 1912 wurde es fertiggestellt aber erst 1933 eingeweiht. Im gleichen Jahr stellte er unweit vom Lohengrinhaus im Park des Jagdschlosses Graupa seine Wagner-Büste auf.
Dies war der Vorabend von Wagners 120. Geburtstag und fiel gleichzeitig in den Rahmen der 700-Jahr-Feier der Stadt externer Wiki-Link Pirna. 1942 setzte er sich massiv für die Erhaltung seiner Bronze ein.

Am 27.10.1956 verstarb er in Höckendorf in Dresden.


Bilder:
  1. Richard Guhr, um 1912. [3]
  2. Goldener Rathausmann Dresden. 
  3. Richard Guhr, um 1930. 

Quellen:
  1. Röpcke, Andreas: externer Link Guhr, Albert Eduard Richard. In: Sächsische Biografie. Hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V., bearb. von Martina Schattkowsky. 
  2. Ankündigung zu: externer Link Sonderasstellung vom 19.08.2016 bis zum 16.10.2016 im Jagdschloss Graupa (Richard-Wagner-Museum): Richard Guhr – zwischen Wagnerkult und Naturidyll
  3. externer Link Otto-Dix.de 

Links:

Bibliografie:
  • Stummann-Bowert, Ruth: Ein Leben für Richard Wagner. Richard Guhr. Maler und Bildhauer 1873 bis 1956. (= Veröffentlichungen der Stiftung Museum Fritzlar, Nr. 2.) Fritzlar 1988. 


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