12.06.2010

Brief 3. Dezember 1872

Otto Wesendonck: 3. Dez. 1872, Brief an die Deutsche BankBrief vom 3. Dezember 1872


Otto Wesendonck an die Deutsche Bank


Ein Brief von Otto Wesendonck an die Deutsche Bank aus dem Jahre 1872.


Am 25.02.1870 wurde das Gründungsstatut der externer Link Wikipedia Deutschen Bank bei der preußischen Regierung eingereicht. Nach der externer Link Wikipedia Gründung der Bank am 10.03.1870 war der Kaufmann Otto Wesendonck mit dem ansehnlichen Betrag von 68.200 Talern einer der Erstzeichner. Mit dieser Summe gehörte er zu den Aktienbesitzern mit dem höchsten Anteil.
Gustav Kutter, der Geschäftspartner von Edward Luckemeyer, dem Bruder von Mathilde Wesendonck, gehörte zum Gründungskomitee. Er war der diskrete Interessenvertreter des Bankhauses externer Link Wikipedia Sulzbach in Frankfurt.

Deutsche Bank, Filiale Dresden
Filialgebäude der Deutschen Bank in Dresden. [1]
Vergrößerung

Als eine geplante Kapitalerhöhung publik wurde, wandte er sich erneut an die Bank. [2]

Dresden, 3 Dec 1872

An die Deutsche Bank Aktien Gesellschaft Berlin

Ich sehe in den Blättern, daß Ihre Bank für 5 Millionen Thaler neue Aktien ausgiebt, die von den Gründern fest übernommen wären –
Ich erlaube mir nun, da ich ohne Anzeige darüber bin, die höfl. Bitte, mir Näheres darüber mittheilen zu wollen.

Hochachtend ergebenst

Otto Wesendonck


Kommentar dazu von der Deutschen Bank:

Als die Deutsche Bank im März 1870 gegründet wurde, verteilte sich ihr Aktienkapital von 5 Millionen Talern auf 76 Zeichner, darunter zahlreiche Bankhäuser und Privatpersonen aus der Finanzwelt. Für ein in der Rechtsform der Aktiengesellschaft errichtetes Unternehmen gelten sie praktisch als dessen Gründer. Unter den Erstzeichnern waren – kaum verwunderlich – die beiden geistigen „Väter“ der Deutschen Bank Adelbert Delbrück (mit 112.000 Talern) und Ludwig Bamberger (mit 18.800 Talern) sowie mit überschaubaren 5.000 Talern der künftige "Macher" des Unternehmens Georg Siemens. Bei den folgenden Kapitalerhöhungen wurden die "Gründer" wiederum zur Zeichnung aufgerufen. So im Dezember 1872 als zur "Errichtung einer Filiale in London, sowie Dotirung von Commanditen in New York und Paris" das Grundkapital zum zweiten Mal um 5 Millionen Taler erhöht wurde. Schon im Vorfeld dieses Aufrufs hatten Zeitungen von der geplanten Kapitalerhöhung berichtet. Daraufhin wandten sich einige Erstzeichner umgehend an die Deutsche Bank, um Näheres über die Emission zu erfahren. Zu ihnen gehörte auch der Kaufmann Otto Wesendonck, der bei der Gründung der Deutschen Bank 1870 mit 68.200 Talern einen ansehnlichen Betrag gezeichnet hatte. Aus der Textilstadt Elberfeld (heute ein Stadtteil von Wuppertal) stammend, betätigte er sich zusammen mit seinem Partner William Loeschigk, der ebenfalls zu den Erstzeichnern des Aktienkapitals der Deutschen Bank zählte, sehr erfolgreich im Seidenhandel. 1851 ließ er sich in Zürich nieder und errichtete dort ein prächtiges Anwesen (in der heute teilweise das Museum Rietberg für außereuropäische Kunst untergebracht ist). 1871 siedelte Wesendonck nach Dresden über, von wo aus er auch obiges Schreiben an die Deutsche Bank richtete. Otto Wesendonck ist der Nachwelt eigentlich nur dank seiner zweiten Ehefrau Mathilde in Erinnerung geblieben – für das 19. Jahrhundert ein eher seltener Fall. Mathilde Wesendonck war in den 1850er Jahren zeitweilig die geistige Muse Richard Wagners. Ohne diese Beziehung, so ein weit verbreitetes Urteil der Musikwissenschaft, wäre das Liebesdrama "Tristan und Isolde", eines der bedeutendsten Bühnenwerke der Romantik, nicht denkbar. Die Wesendoncks standen mit dem Komponisten, der 1849 als politisch Verfolgter aus Deutschland geflohen war, seit 1852 in freundschaftlichem Kontakt. Otto Wesendonck unterstütze den notorisch in Geldnöten befindlichen Wagner großzügig und ermöglichte ihm in Zürich zu wohnen und zu arbeiten. Zwischen Wagner und Mathilde Wesendonck entwickelte sich eine tiefe "Seelenfreundschaft". Wagner vertonte fünf Gedichte Mathildes, die sogenannten Wesendonck-Lieder, zwei davon bezeichnete Wagner ausdrücklich als Vorstudien zu "Tristan und Isolde". Wagners damalige Ehefrau Minna vermutete – wohl zu Unrecht – hinter der Beziehung mehr als ein platonisches Verhältnis und wollte es auf einen Eklat ankommen lassen. Die Wesendoncks reagierten indem sie den Kontakt zu Wagner weitgehend abbrachen, was Otto Wesendonck aber nicht daran hinderte, den Musikdramatiker weiterhin zu unterstützen. [2]


Bilder: 
  1. Vergrößerung Wesendonck, Otto: Brief vom 03.12.1872 an die Deutsche Bank. [2]

Quellen:
  1. externer Link Plan von Dresden (Dresden mit den Vororten). In: Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905. Band 5. Leipzig 1906. 
  2. Mit freundlicher Genehmigung Historische Gesellschaft der Deutschen Bank e. V.  

Links:


Keine Kommentare: