02.08.2010

Traunblicks Besuch

Briefwappen Mathilde WesendonckTraunblick's Besuch
Wähnt Ihr in meinem stillen Heim


1887
 
Gedicht
  
 
Ein Gedicht von Mathilde Wesendonck aus den Jahre 1887, das nur als Manuskript überliefert ist.
 
 
Dieses Gedicht ist Teil des Autografen-Zyklus Die Jungfrau am Traunsee, welcher sich als Manuskript [II A 9] in ihrem Nachlass befindet. [1] Dieses Gedichte wurden zu Lebzeiten nicht veröffentlicht. 
 
Dieses Gedicht trägt links unten die Anmerkung:
September 1887
 
Rosensorte La France
Die Rosensorte La France wurde 1867 von Jean-Baptiste Guillot (1803–1882) in Frankreich gefunden und eingeführt. (2)
 

 
Traunblick's Besuch 

Wähnt Ihr in meinem stillen Heim
Mich einsam und allein,
Dann wisst', ich habe viel Besuch
So lieb mir als ein gutes Buch
Und licht wie Sonnenschein.
 
Viel edle Frauen kehren ein
Sie preiset, wer sie nennt.
Von Rose und von Nachtigall
Von Liebesweh' und Flötenschall
Süss singt der Orient.
 
Vor andern herrlich prangt „La France
In hoher Schönheit Glanze,
Was Dichtermund an Rosen preist
Sie offenbart es uns zumeist:
„Der Königin den Kranz“. —
 
Zu ihr gesellt sich Marshal Niëls,
Ein Held und Cavalier;
An „Gloire de Dijon's“ Lieblichkeit
Die schlanke „Noirey“ sich reiht,
In junger Anmuth Zier.
 
Auch da, ist „Madame Malmaison“,
Ein wenig wohlbeleibt;
Bei Kaffee-Kränzchen gern geseh'n,
Weiss Sie, was ist — was nicht gescheh'n,
Auch Memoiren schreibt.
 
In Kloster Gärten schüchtern wächst
Auguste Neumann“ auf;
Ihr Kleid ist wie die Lilie rein,
Und lilienrein Ihr Herz und Sein,
Sittig ihr Lebenslauf.
 
Die Knospe harrt am Garten Hag
Geschlossen fest und weiss;
Ein Schütze hehr, der Morgenstral
Den Gold Pfeil senkt in's grüne Thal
Der streift sie sehnsuchtsheiss.
 
Da ist ein Wunder schier gescheh'n
Ein Wunder, thut's wer kund?
Denn wie die Knospe sich erschliesst,
Ein zartes Rosen Roth erspriesst
Auf Ihres Kelches Grund!
 
Hat's Ihr der Schütze angethan?
Kein Auge mocht's erspäh'n;
Da lehnt ein Jüngling an dem Tann
Und blickt mich tief erröthend an:
„Nun wusst' Ich, wie's gescheh'n!“ —
 
Auf Cap'taine Christi's Wange prangt
Der Liebe Rosen Roth:
Es haben Zwei in stiller Nacht
Sich traut und selig angelacht,
Und Treu' gelobt zum Tod. — [1]
 
Rose Capitaine Christy
Rose Capitaine Christy. (3)
  
  
Bilder:
  1. Monogramm Mathilde Wesendonck auf einem Briefbogen.
  2. Rose La France. [2] 
  3. Rose 'Capitaine Christy', ill. in Hariot, Le Livre d'or des roses, 1903. [3] 

Quellen:
  1. Stadtarchiv Zürich VII. 84. 2. II. A. Manuskripte.
  2. externer Link Wikipedia La France (Rose)
  3. externer Link Wikipedia Capitaine Christy  
 
Links:
 
Bibliografie:
  • Stadtarchiv Zürich VII. 84. 2. II. A. Manuskripte.


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