02.08.2010

Ich weiß ein liebes, stilles Haus

Villa Traunblick in Nachdemsee, AltmünsterIch weiß ein liebes, stilles Haus


⌂ 1885

Gedicht


Ein Gedicht von Mathilde Wesendonck. aus dem Jahr 1885 über ihre neue Heimat, ihre "Villa Traunblick" in Nachdemsee (Altmünster) und über den "Traunstein" und dem südlich liegenden "Erlakogel", der "schlafenden Griechin".
 
  
Der Traunstein. (2)
  
Dieses Gedicht ist Teil des Autografen-Zyklus Die Jungfrau am Traunsee, welcher sich als Manuskript [II A 9] in ihrem Nachlass befindet. [1] 
Dieses Gedichte wurden zu Lebzeiten nicht veröffentlicht. Ein Abdruck erfolgte im Buch von ihrem Enkel Friedrich Wilhelm von Bissing Mathilde Wesendonck. Die Frau und die Dichterin [2] bzw. 1993 im Buch Nachsommertraum [3].
 
Beim Autografen links unten befindet sich die Anmerkung:
Traunblick.
Aug. 18. 1885
.
 
Traunstein und Erlakogel am Traunsee im Salzkammergut
Traunstein und Erlakogel am Traunsee im Salzkammergut. (3)

Dieses Gedicht beschreibt den Blick von der Villa Traunblick in Nachdemsee über den externer Link Wikipedia Traunsee, hinüber zum externer Link Wikipedia Traunstein und weiter rechts (südlich gelegen) zum externer Link Wikipedia Erlakogel, der "Schlafenden Griechin". Mathildes Enkel Friedrich Wilhelm von Bissing sagte in seinem Vortrag:
Im Nachlass fand sich aus dem Jahr 1884 ein Sang auf die "schlafende Griechin", den Erlakogel, am Traunsee mit einer den 18. August, dem Geburtstag Kaiser Franz Josefs (der stets am See mit prachtvoller Beleuchtung begangen wurde), datierten Einleitung: [2]
 
 
Ich weiß ein liebes, stilles Haus
 
Ich weiß ein liebes, stilles Haus,
Auf grüner Hügel Halde,
Das lugt in's weite Land hinaus
Und ist begrenzt vom Walde.

Und vor ihm, weithin sichtbarlich,
Ein hoher Mast Baum stehet.
Von seinem Wipfel, schwarz, roth, weiss,
Die Deutsche Fahne wehet!

In seinem Hof, ein Nuß Baum wächst
Mit weitverzweigten Aesten,
Ein Spring Brunn' plätschert, Rosen blüh'n,
Dort rastet sich's am Besten!

Zu seinen Füssen liegt ein See
Von spiegelblanker Helle,
Die gold'nen Sterne baden sich
In seiner reinen Welle.

Und drüben, hart an Ufer's Rand,
Ein Berges Riese raget,
Der wird der „Trauenstein“ genannt,
Ein Hüne hoch betaget.

Zu seiner Seite schläft ein Weib
Den tiefen Todesschlummer,
Genesen ist ihr süsser Leib
Von Erdenweh und Kummer.

Der Traunstein hält die Todtenwacht
An ihrem Felsen Grabe,
Er harrt u. wachet, Nacht für Nacht,
Verschmäht des Schlafes Labe.

So oft der lichte Morgen schleicht
Zur Schläferin mit Küssen,
Dann wird des Alten Auge feucht,
Wähnt wecken sie zu müssen!

Sie aber schlummert still u. kalt,
Weiss nichts von Sehnen u. Lieben,
Denn ihrer göttlichen Gestalt
Ist nur die Form geblieben.

Von meinem Fenster seh' ich Sie,
Nichts störet ihren Frieden,
Sei ruhig, Herz, auch Dir einmal
Ist Todes Ruh' beschieden! — [1]

 

Bilder:
  1. Villa Traunblick. Bildarchiv Österreichische Nationalbibliothek. [3]
  2. Der Traunstein am Traunsee. Eigene Aufnahme 2013.
  3. Traunstein und Erlakogel am Traunsee im Salzkammergut. Ansichtskarte 1927.

Quellen:
  1. Stadtarchiv Zürich VII. 84. 2. II. A. Manuskripte. 
  2. Bissing, Friedrich Wilhelm Freiherr von: Mathilde Wesendonck. Die Frau und die Dichterin. Verlag Anton Schroll & Co., Wien 1942, S. 42.
  3. Grieser, Dietmar: Isoldes Ruhe. Mathilde Wesendonk am Traunsee. In: Nachsommertraum. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, Wien 1993, S. 100 ff.
 
Links:
 
Bibliografie:
  • Bissing, Friedrich Wilhelm Freiherr von: Mathilde Wesendonck. Die Frau und die Dichterin. Im Anhang: Die Briefe C. F. Meyers an Mathilde Wesendonck. (= Vorträge (23. November 1940). Erste Reihe. Heft 32/33. Kaiser Wilhelm-Institut für Kulturwissenschaft im Palazzo Zuccari, Rom). Verlag Anton Schroll & Co., Wien 1942.
  • Grieser, Dietmar: Isoldes Ruhe. Mathilde Wesendonk am Traunsee. In: Nachsommertraum. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, Wien 1993, S. 84 - 103.
  • Stadtarchiv Zürich VII. 84. 2. II. A. Manuskripte. 


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich bin in der Villa Wesendonk für mich Schloss Traunbick gebohrten und habe mit meinen Eltern bis November 1968 gelebt ich würde mich sehr freuen über ein paar Bilder dieser Liegenschaft leider hat meine Mutter das Anwesen das damals ein Gasthaus war verkauft an Familie Havle und die erlauben mir nicht von außen Fotos zu machen L.g. Evelin geborene Hisch von Theresia und Friedrich Hisch