27.08.2010

Schmerzen

Wesendonck-Lieder. Edition Peters, Leipzig 1910Schmerzen
Sonne, weinest jeden Abend


1857

Gedicht von Mathilde Wesendonck


Dieses Gedicht von Mathilde Wesendonck ist zugleich das Lied IV der Wesendonck-Lieder von Richard Wagner von 1857/58



Ferdinand Hodler: Sonnenuntergang am Genfer See. 1915
Hodler, Ferdinand: Sonnenuntergang am Genfer See. 1915.
Öl auf Leinwand, 61 x 90 cm.

Dieses Gedicht von Mitte Dezember 1857 ist Teil eines Gedichtszyklusses, welchen Mathilde Wesendonck Richard Wagner während seiner Asyl-Zeit überreichte. Dieser vertonte die einzelnen Gedichte quasi über Nacht und arrangierte sie nach seinem Weggang aus Zürich 1858 neu zu den heutigen Wesendonck-Liedern


Schmerzen

Sonne, weinest jeden Abend
Dir die schönen Augen roth,
Wenn im Meeresspiegel badend
Dich erreicht der frühe Tod:
 
Doch erstehst in alter Pracht,
Glorie der düstren Welt,
Du am Morgen neu erwacht,
Wie ein stolzer Siegesheld!
 
Ach, wie sollte ich da klagen,
Wie, mein Herz, so schwer dich seh'n,
Muss die Sonne selbst verzagen,
Muss die Sonne untergehn?
 
Und gebieret Tod nur Leben,
Geben Schmerzen Wonnen nur:
O, wie dank' ich, dass gegeben
Solche Schmerzen mir Natur! [1]

 

Bilder:
  1. Vergrößern  Fünf Gedichte von Mathilde Wesendonk für eine Frauenstimme und Klavier von Richard Wagner. C. F. Peters, Leipzig 1910 (= Edition Peters, 9845). 

Quellen:
  1. Krause-Graumnitz, Heinz (Hrsg.): Wagner, Richard: Fünf Gedichte für eine Frauenstimme (Wesendonk-Lieder). VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1962 (= Faksimile-Ausgabe des autographen Originalmanuskripts)

Links:

Bibliografie:
  • Fünf Gedichte für eine Frauenstimme in Musik gesetzt von Richard Wagner. Insel-Verlag, Leipzig o. J. (1913) (= Insel-Bücherei Bd. 107) [Deckeltitel: Fünf Gedichte von Mathilde Wesendonck in Musik gesetzt von Richard Wagner].    


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