Stehe still!
Sausendes, brausendes Rad der Zeit
⌂ 1858
Gedicht von Mathilde Wesendonck
Dieses Gedicht von Mathilde Wesendonck ist zugleich das Lied II der Wesendonck-Lieder von Richard Wagner von 1857/58.
Zeit-Wirbel.
Dieses Gedicht vom 20. Februar 1858 ist Teil eines Gedichtszyklusses, welchen Mathilde Wesendonck Richard Wagner während seiner Asyl-Zeit überreichte. Dieser vertonte die einzelnen Gedichte quasi über Nacht und arrangierte sie nach seinem Weggang aus Zürich 1858 neu zu den heutigen Wesendonck-Liedern.
- Der Engel (Gedicht, 1857)
- Träume (Gedicht, 1857)
- Schmerzen (Gedicht, 1857)
- Stehe still! (Gedicht, 1858)
- Im Treibhaus (Gedicht, 1858)
Stehe still!
Sausendes, brausendes Rad der Zeit,
Messer du der Ewigkeit;
Leuchtende Sphären im weiten All,
Die ihr umringt den Weltenball;
Urewige Schöpfung, halte doch ein,
Genug des Werdens, lass mich sein!
Halte an dich, zeugende Kraft,
Urgedanke, der ewig schafft,
Hemmet den Athem, stillet den Drang,
Schweiget nur eine Sekunde lang!
Schwellende Pulse, fesselt den Schlag;
Ende, des Wollens ew'ger Tag!
Dass in selig süßem Vergessen
Ich mög' alle Wonnen ermessen;
Wenn Aug' in Auge wonnig trinken,
Seele ganz in Seele versinken;
Wesen in Wesen sich wiederfindet,
Und alles Hoffens Ende sich kündet;
Die Lippe verstummt in staunendem Schweigen,
Keinen Wunsch mehr will das Innre zeugen:
Erkennt der Mensch des Ew'gen Spur,
Und löst dein Räthsel, heil'ge Natur! [1]
Bilder:
Quellen:
- Krause-Graumnitz, Heinz (Hrsg.): Wagner, Richard: Fünf Gedichte für eine Frauenstimme (Wesendonk-Lieder). VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1962 (= Faksimile-Ausgabe des autographen Originalmanuskripts).
Links:
- Stehe still! (Komposition, 1858)
- Übertragungen
Bibliografie:
- Fünf Gedichte für eine Frauenstimme in Musik gesetzt von Richard Wagner. Insel-Verlag, Leipzig o. J. (1913) (= Insel-Bücherei Bd. 107) [Deckeltitel: Fünf Gedichte von Mathilde Wesendonck in Musik gesetzt von Richard Wagner].
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